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Rettet alles

12/07/24 | Zukunftswald Unterschönau, Thüringer Wald, TH | 702 Meter ü. M. | 22°, überwiegend sonnig

Sommerinformationsreise. Die BUND-Projektkoordinatorin "Wildkatze", der Thüringer Umweltstaatssekretär, ein Bergwaldprojekt-Vorstand, der BUND-Landesgeschäftsführer Thüringen, ein Bergwaldprojekt-Projektkoordinator, der BUND-Projektleiter "Wildkatze" und der Bürgermeister von Steinbach-Hallenberg. Alle vereint im Zukunftswald. Alle da, weil nur gemeinsam etwas vorangeht. Alle engagiert für mehr Waldkatzen und Gartenschläfer im Thüringer Wald. In Unterschönau sollen sie Heimat finden, den Zukunftswald zu ihrem Habitat machen. Einiges wurde schon vorangebracht, was auch einem Vertreter der Landesregierung zu berichten war. Weiteres wird sich entwickeln, was gemeinsam zu hoffen ist. Der Staatssekretär stellt fest: „Thüringen bietet die Grundlage für den Schutz der Wildkatze [und des Gartenschläfers!]: intakte Lebensräume.“ BUND und Bergwaldprojekt ergänzen: „Wir kümmern uns um den Rest.“

Gruppenbild mit Dame: Interessengemeinschaft Gartenschläfer und Waldkatze

11/07/24 | Heigenbrücken, Spessart, BY | 273 Meter ü. M. | schwüle 25°

Projektwoche 65. Prima, dass die Logistikprofis aus der Zentrale auch Wathosen für die Woche eingepackt haben. Für den Einsatz auf dieser Erlenbruchwaldfläche im Kesslergrund optimal. So kann nicht nur Nadelholzverjüngung entnommen werden, sondern so können auch die Ohrweiden und Birken an und vor allen in den offenen Gewässerteilen zurückgeschnitten werden. Weil: Verlanden der Offengewässer vorbeugen! Seit 2010 wird hier eine Fläche konsequent nadelholzärmer und struktur- und laubholzreicher sowie naturnäher gemacht. Inmitten des potentiellen Biosphärengebiets Spessart, das derzeit im Bayernland für Gesprächsstoff sorgt, weil die vor Ort initiierte Planung im fernen München als „Dummheit“ und „Schnapsidee“ verhöhnt wird. Das kommt hier nicht gut an. Was sicher gut ankommt ist die Waldentwicklung zugunsten mehr Arten- und Strukturvielfalt. Der angekommene Biber zeigt dies ebenso wie sich ausbreitende Torfmoose. Die Natur hat immer Recht.

Gehölzrückschnitt im Erlenbruchwald

11/07/24 | Rheinsberg, Mecklenburgischen Seenplatte, BB | 61 Meter ü. M. | 26°, wolkig

Waldschulwoche 15. Waldschule ist Biologie. Waldschule ist Gemeinschaftsgefühl. Waldschule ist Naturerlebnis. Und manchmal ist Waldschule auch gleich noch Geschichtsunterricht. Heute für die 16-18-jährigen Schüler¡nnen des Lilienthal-Gymnasiums Berlin-Steglitz bei ihrer Geografie-Leistungskurs-Fahrt. Nach Insektenhotel bauen und zweitägigem Moorfläche entkusseln (Viva la Sumpfporst!) wird heute eine kleine Mülldeponie im Wald ausgehoben. Alte Fischdosen, Autoreifen, Schuhabsätze, Müllsäcke, Batterien, ein Fahrrad, haufenweise Gläser und Hoppla!, ein 80 Jahre altes Schild, das besser auf den Müllhaufen der Geschichte gehört. „Der Wald ist Volksgut!“ war Propagandahit der NS-Zeit aus der Sammlung „Ewiger Wald - Ewiges Volk“, als der deutsche Wald braun und zum heidnischen Heiligtum und rassen-ideololgischen Kraftquell erklärt wurde. Ein Müllhaufen als Zeitzeugnis. Der Wald als stummer Zeitzeuge und damit Lernort.

Müllsammeln im Wald und Finden alter NS-Parolen

10/07/24 | Am Rohrhardsberg, mittlerer Hochschwarzwald, BW | 723 Meter ü. M. | bedeckt bei 21°

Projektwoche 60. Zwischen Tagen der Auerwildbiotoppflege mit Heidelbeer' fördern und Strukturvielfalt schaffen und Moorwiedervernässung mit Torfplomben stampfen liegen zwei wunderschöne, große Wiesen. Beide wurden vor kurzem gemäht, beide rares Offenland an den waldreichen Schwarzwaldhängen. Unbedingt erhaltenswert und pflegebedürftig. Nun geht es abwärts, weil aufwärts rechen geht gar nie nicht. {Oana, der viial do hat, der ko schlaafn wia a Stoa // Wo is a Wies'n wo i mi hilegen kennt?} Es ist perfekte Teamarbeit. Mit Synchronrechen wandert die Mahdgutrolle ganz langsam den Hang hinunter. Die Gruppe wird aufmerksam beäugt von Smilla, der rumänischen Mischlingshündin der Projektleitung. Aktuell in Ausbildung als Therapiehund. Keine Pointe. Bald ist Feierabend für alle.

Abwärtsrechen mit Therapiehund

10/07/24 | Rothenfels, Main-Spessart, BY | 454 Meter ü. M. | schwüle 24°

Waldbegehung. Anlässlich der Arbeit an der Novelle des Bundeswaldgesetzes in Berlin: der forstpolitische Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion zum gegenseitigen Informationsbesuch. Das Bergwaldprojekt hatte geladen. An einem langjährigen Projektort wird gezeigt, wie unsere Arbeit wirkt und was ein Bundeswaldgesetz bewirken sollte. Dieses ist derzeit in der internen Abstimmungsmühle nach einem ersten Vorentwurf. Zu erfahren ist: Kahlschläge sollen zwar verboten aber nur als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Mountainbiken im Wald soll weiterhin möglich sein, der Waldbesitzer darf vom führenden Tourappanbieter aber die Löschung der Tour verlangen. Ins Gesetz sollen keine konkreten Zukunftsbaumarten genannt werden, weil wenn was Gesetz ist kann es nicht mehr finanziell gefördert werden! Außerdem soll auch was zum digitalen Waldmonotoring ins Gesetz. Passend dazu packt der Revierleiter seine Drohne aus und zeigt, wie Waldmonotoring in der Praxis geht. Im Display zeigen bunte Farben Trockenheit im Kronendach an. Das gefällt. Neueste Technik und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse im Einsatz für eine ökosystemare Waldperspektive ergeben ein starkes Waldgesetz.

Förster mit Drohnensteuergerät begeistert

04/07/24 | Heigenbrücken, Spessart, BY | 287 Meter ü. M. | angenehm-trockene 19°

Projekwoche 64. Pumpen gehen ist out, Steine schleppen ist angesagt. Und nur die Besten sind gut genug. Daher wird nur Heigenbrücker Buntsandsein verwendet. Zum Teil in der Nähe gefunden und herbeigetragen, zum anderen Teil auch mit dem Hänger in größerer Stückzahl rangefahren. Nachdem das Fundament mit dem Entfernen der Grasnarbe gelegt ist wird aufgeschichtet. Ein weiterer Haufen mit 1,50 Meter Durchmesser entsteht. Stein für Stein. Beim Freimähen von früher angelegten Steinhaufen am Vortag in der Nähe wurde erklärt: Laut jüngster Kartierung durch den BUND wurden die Haufen „von allen Zielarten angenommen.“ So der Naturschutzsprech. Für die Freiwilligen bedeutet dies: die vorrangig zu schützenden Arten wie Berg- und Fadenmolch, Feuersalamander, Blindschleiche und Ringelnatter kommen hier vor und nutzen die Hohlräume in den Haufen als Lebensraum. Steine schleppen lohnt sich also.

Viele Steine werden für Reptilien aufgeschichtet

03/07/24 | Bärenfels, Osterzgebirge, SN | 649 Meter ü. M. | Wolken only, 16°

Projektwoche 62. Mit Sichel und Sense in der Hand haben alle ständig nur die eine, gleiche Frage im Kopf: Wo ist die Nächste? Suchend ist die Fortbewegung der Freiwilligen im Fichtenaltbestand, in dem ein paar Buchen und Ahorne eingemischt sind. Allen ist klar: hier wurden Weißtannen gepflanzt. Leider ohne Markierungsstab, was die Suche so schwierig macht. Sichtbar ist: der Boden ist gut mit Stockstoff gesättigt. Die riesenblättrigen und vielstachligen Jahrestriebe des Stickstoffzeigers Himbeere erreichen gerne mal zwei Meter. Sie und die Brombeere, die sich ab und an auch hinzugesellt, überwuchern hier die kleinen Tännchen, drücken sie nieder, lassen sie verkümmern. Ist eine Tanne gesichtet wird vorsichtigst um sie rumgesichelt und -gesenst bis sie wieder freisteht und den Himmel über sich sieht. Weil unverbissen, da im letzten Jahr mit Verbissschutzmittel versehen, heißt es dann: Lange lebe die Tanne in Sachsen.

Tannensuchen in Bärenfels

02/07/24 | Biosphärenreservat Rhön, Hessische Rhön, HE | 801 Meter ü. M. | 14°, bedeckt mit Nieselneigung

Projektwoche 63. „Zur Arbeitsstelle am Roten Moor radelt ihr täglich ca. 10 km einfacher Weg durch die hügelige Rhön.“ So wurde es den Teilnehmer¡nnen der Suffizenzwoche mitgeteilt. War also keine Überraschung, dass dies morgens und abends jeweils eine Dreiviertelstunde Radlzeit bedeutete. Aber was eine Entschleunigungs-ErFahrung, Arbeitsweg und damit Landschaft nicht in einer Blechkisten zu erleben, sondern sie nach dem Frühstück zu durchfahren in ihrer horizontalen und vertikalen Nicht-Geradlinigkeit. Auch das Essen auf zwei Rädern gehört dann dazu, wenn eins mittags auf der Feuchtwiese etwas essen will. Dieses artenreiche Feucht-Biotop zu pflegen ist die Aufgabe, ganz suffizient, mit Muskel- statt Motorkraft. Freischneider und Balkenmäher werden durch Sensen ersetzt. Das Mähgut wird mit den Big-Bags zum Hänger gezogen und nicht vom Schlepper eingesammelt. Und abends erklingt dann zum Feierabend keine Plastikmusik aus dem Lautsprecher, sondern die Bratsche spielt auf. Gemeinsames Singen zum Ende eines energieeinsatzarmen Tages.

Essen auf zwei Rädern beim Suffi-Projekt in der Rhön

28/06/24 | Am Rohrhardsberg, mittlerer Hochschwarzwald, BW | 933 Meter ü. M. | Wölkchen, Sonne, 20°

Projektwoche 59. Im Hirzbachmoos am Hirzbach (linker Nebenfluss der Elz) wird was Neues ausprobiert. Pionierarbeit geleistet. Am zweithöchstgelegenen Moor, das bisher zur Vernässung anstand, wird mit Torfplomben gearbeitet. Experimentell, ja. Nicht alle sind schon überzeugt. Aber was auf Rügen mit Kreide klappt könnte im Schwarzwald stark zersetztes Torf leisten. Damit werden die kleineren Gräben hier zugemacht. Keine Stauwerke mit Holz, sondern aus gestampftem Torf. Der kommt aus kleinen Entnahmelöchern zwischen den Gräben, die später mit Sägespänen wieder verfüllt werden. Fichtenstämme vermeiden, dass der Torf sich nicht zu sehr seitlich wegdrückt beim Einstampfen mit Menschenfüßen. Der Stamm vor der Sperre kommt nachher wieder raus, damit kein Loch in der Plombe entsteht, wenn er verrottet. So der Plan. Und an einer ersten Stelle zeigt sich: das Aufstauen funktioniert.

Torfplombe im Entwässerungsgraben im Hirzbachmoos

25/06/24 Bei Deuselbach am Erbeskopf, Hunsrück, RP | 563 Meter ü. M. | Hohe Wolken, 25°

Projektwoche 57. Ein neues Moor soll wieder nässer werden. Zweiter Tag im Krempertsbruch. Typus Niedermoor, Typus Hangmoor mit Quellwasser, Typus Hangquellmoor. Unklar, wo genau die Quelle liegt, klar zu sehen ist hingegen der Fanggraben, der das Hangmoor entwässert. Und leider auch zu schnell entwässert, in den Deuselbach, der die Ortschaft Deuselbach durchfließt. Also doppelte Zielsetzung: vorbeugender Hochwasserschutz an der Nordflanke des höchsten Bergs in Rheinland Pfalz (immerhin 816 Meter) und Revitalisierung des gestörten Moors zur artenreichen Dauerfeuchtfläche. Die Hanglage bedingt hier alle drei, vier, fünf Meter ein Bauwerk. Der Graben wird auf ganzer Länge vollverfüllt, mit dem üblichen Material aus Hackschnitzel und Sägemehl, das über den frisch errichteten Bohlenweg herankommt. Mehr Stauwerk je Grabenmeter geht kaum mehr, das verfüllte Material soll so auch im Hang und im Graben gehalten werden. Mit der jahrelangen Expertise im Rücken sollte auch das gelingen.

Gestaffelte Stauwerke im Entwässerungsgraben

25/06/24 | Hachenburg, Westerwald, RP | 343 Meter ü. M. | 24°, unter ziehenden Wolken

Waldschulwoche 9. Fertig! Die Baugruppe der 8b des Hardtberg-Gymnasiums Bonn has finished. Sohlschwelle No.2. Das hier so benannte Kleinstbauwerk in diesem - wahrscheinlich - natürlichen Graben ist zwar nicht ganz dicht, erfüllt aber den Zweck. Das Wasser wird in seiner Fließgeschwindigkeit gebremst und staut sich, bleibt so in der Fläche und im Wald. Kein Bauwerk für die Ewigkeit, sondern aus der Kategorie quick&dirty - auch wenn die Gruppe dafür ein paar Stunden gewerkelt hat. Bohlenbrett im 90°-Winkel einsetzen, dann die zwei Heringe (!) - senkrecht in den Graben geklopfte Pfosten - dahinter und nochmals eine Bohle auf das erste, etwas mit Lehm abdichten, Stauwirkung bestaunen. Neben Arbeiten in der Fläche beim Naturverjüngungsschutz und Bachlauf freischneiden, eine konstruktive Arbeit an einem Ort. Das wird von der Klasse geschätzt, wie auch der ständige Wechsel der Arbeiten. So kommt keine Langeweile auf. Ist aber in der Natur eh nie möglich.

Fertiggestellte Sohlschwelle in einem wasserführenden Graben

20/06/24 | Heigenbrücken, Spessart, BY | 291 Meter ü. M. | 22°, meist sonnig

Waldschulwoche 10. Mit angehenden Erzieher¡nnen der Euro-Akademie Würzburg. Nach dem gestrigen Public Viewing-Abend zur Fußball-Europameisterschaft im Sportheim des FV Viktoria 1928 Waldaschaff liegt die Wahrheit heute wieder im Wald. Genauer: am schönen Mittelbach. Nach eingehender Vorbereitung mittels Sicherheitsbelehrung und Handholzereikenntnisvermittlung wird der Bachlauf entnadelt. Mit Axt und Durchforstungssäge. Es gelingen rasche Erfolge. Konsequentes Pressing am Baum lichtet den Bachlauf aus. Die Taktik des Projektleiters geht auf. Es gibt wieder Raum für die natürliche Erlen-Bestockung. Fichten und Kiefern weichen unter dem Andrang des Mixed-Euro-Teams zurück und können fortan kein Wasser mehr trüben bzw. mit ihrer sauren Nadelstreu beeinflussen. Die Fichtenreste werden als Verlierer des Waldplatzes verwiesen, um nicht die Fichtenfangemeinschaft Borkenkäfer anzulocken. Für sie geht es direkt in die lokale Holzhackschnitzelanlage. In der Halbzeitpause gegen Mittag wird der weitere Fortgang des Matchs am Mittelbach besprochen. Am Erfolg gibt es keine Zweifel.

Fichtenentfernung nach Bachlaufentnadelung

19/06/24 | Biosphärenreservat Rhön, Bayerische Rhön, BY | 848 Meter ü. M. | 17°, teils sonnig

Projektwoche 55. Sensencracks wissen's: Wer beim Wetzen pennt, wacht beim Mähen auf. Daher mahnt die Projektleitung beim Sensenschärfen: „Arbeitet mit dem richtigen Winkel!“ Denn falsches Wetzen macht die Sense stumpf. Und das hat Folgen. Denn so weit das Auge reicht: blühende vielblättrige Lupine. Invasive Lupine. Auf den mageren Bergwiesen der Hochrhön ist das ein Problem. Das vielartenreiche Bergwiesengrünland mit vielfältigen Wiesenpflanzen wie Schlangenknöterich und seltenen Orchideenarten ist in Gefahr. Die Lupine dominiert, Mähen vor dem Aussamen ist das Gebot. Mit scharfem Sensenblatt geht's am Wiesengrund wie durch Butter, ansonsten wird's ein kräftezehrendes Gerupfe. Das Biosphärenreservat Rhön zählt zu einem der 30 Hotspots für Biodiversität in Deutschland. Das bleibt nur so, wenn die Lupine wieder zurückgedränkt wird. Mit der Sense - und in Kooperation mit der Lebenshilfe Würzburg in dieser integrativen Projektwoche.

Freiwillige in der Lupinenmahd beim Sensenwetzen

17/06/24 | Am Attlesee, Ostallgäu, BY | 871 Meter ü. M. | 26°, überwiegend Sonnenschein

Projektwoche 54. Arbeit in der Kiesgrube, eine von der aufgegebenen und nicht mit Bauschutt oder Schlimmerem verfüllten. Statt Verfüllung heißt die Bedrohungslage Sukzession für die seltene Tier- und Pflanzenartengemeinschaft, die sich hier breit machen konnte. Neben Wildbienen und Reptilien fühlt sich hier auch der bunte Schachtelhalm sauwohl. Die auch im blumenbindenden Gewerbe beliebte Pflanze ist für die freie Wildbahn eine Rote-Liste-Art, Status „stark gefährdet“. Als konkurrenzschwache und lichtliebende Art verkümmert er bei Konkurrenzbewuchs. Seine verbleibenden Lebensräume wie Strandrasen und Kiesflächen haben Seltenheit. Gut, dass es Kiesgruben gibt. Und gut, dass es Freiwillige gibt, welche hier die Gehölze wie Fichte und Weide flächig entnehmen und den Standort für den bunten Schachtelhalm erhalten.

Schachtelhalmfeld am Kiesgrubenrand

13/06/24 | Am Bachtelsee, Ostallgäu, BY | 694 Meter ü. M. | 14°, meist gut wolkig

Waldschulwoche 8, mit Achtklässler¡nnen der Montessorischule Kaufering. Inmitten eines Blütenmeers der floralen Himmelsleiter (Polemonium caeruleum). Klar erkennbar: Die gefiederten Blätter sind die Leitersprossen, auf denen eins direkt zu den himmelblauen Blüten und gen Himmel steigen kann. Was die Rote-Liste-Art hier stört: die invasive Kanadische Goldrute. Sie wird wo sichtbar ausgerissen von der Schülerschar. Das Himmels-Biotop soll vollständig goldrutenfrei werden. Es ist eines von Vieren, die es in dieser Woche zu erhalten und zu entwickeln gilt. Verschiedene Lebensräume mit schützenswerten Pflanzen und Schmetterlingen. Herrlich strukturierte Alpenvorlandschaft wird dabei zum gemeinsamen Bildungsraum. Und wie üblich: Durch die Arbeit entwickeln sich nicht nur wunderbare Lebensräume, sondern auch Menschen.

Blühende Himmelsleiter am Bachtelsee

12/06/24 | Forbach, Murgtal, BW | 474 Meter ü. M. | 20°, schön

Projektwoche 50. Die Drahtfinderschaft war erfolgreich. Der Stahldraht ist abgebaut und aufgerollt, die dazugehörigen Pfosten sind gezogen. Aus der steilen verwilderten Streuobstlandschaft kommt das Zaunzeugs nun zurück zum Weg. Was einst der Beweidung diente ist längst eingewachsen zwischen Adlerfarn und Fingerhut, kleinen Vogelbeeren und Brombeeren. Daher mühsam das Finden und der Abbau. Die Grundstücke mit ihrer alten Nutzung sind großteils aufgegeben. Niemand mag mehr Moscht machen oder Glockenäpfel einlagern, um den ganzen Winter über saftige Äpfel essen zu können. Stattdessen Braeburn aus Neuseeland. Doch in einer Gemeinde mit mehr als 90 Prozent Waldanteil ist Offenland Rarität und Biodiversitätsgarant. Die Grundstücke wurden Eigentum der Gemeinde. Für Pflege und die Mahd stören eingewachsene Zäune - nun nicht mehr.

Frisch geernteter Stahldraht beim Zaunabbau

12/06/24 | Braunlage, Harz, NI | 684 Meter ü. M. | 15°, meist bewölkt

Waldschulwoche 7. Zusammen mit Kids und jungen Erwachsenen vom Leinerstift. Neben Ersatzpflanzungen von Lärchen für spätfrostbedingte Ausfälle geht's heute an 15- bis 20-jährige Läubbäume. Die Bergahorne und Buchen sind noch umwickelt von Schälschutznetzen, die einst angebracht wurden, um die Stämme vor Schädigungen des Rotwilds zu bewahren. Die Rinde ist nun dick genug; die Gefahr, dass Rotwild sie mit den Zähnen in Streifen vom Stamm runterzieht ist vorbei. Drum: weg damit. Das geht auch ganz einfach und sie sind auch gut auffindbar, trotz: „Das über mehrere Jahre haltbare Netz kommt durch seine dunkle Einfärbung den Waldfarben weitgehend entgegen.“ Meist hängt das Plastenetz schon auf Halbmast. Keine Kabelbinder verhindern, dass man die Netze schnell vom Stamm entfernen kann. Manchmal sind sie auch etwas am Stammfuß eingewachsen. Aber ein kurzer Ruck und weg ist das Genetze. Der Stamm ist frei und kann sich nun in Länge und Dicke entwickeln, nachdem er entwickelt wurde.

Entfernen des Schälschutzes an Laubbäumen im Harz

05/06/24 | Linderhof, Oberbayern, BY | 971 Meter ü. M. | 22°, recht heiter

Projektwoche 49. Noch ahnen die Freiwilligen nicht, dass am nächsten Tag schon ein praktischer Nutzen der Arbeit präsentiert wird. Wildgulasch und Rückenmedaillons nach Art des Projektleiters. So wird die Sache aber rund. Heute jedoch: Probesitzen im frisch zusammengenagelten und -geschraubten Erdsitz. Aus witterungsbeständiger, lang haltbarer Edelkastanie (die Eckpfosten) und vor Ort gefällten, geschälten und geschnittenen Fichten. Sichtbar werden für die Freiwilligen von der Position des Jagdausübenden nun die Krähenfüße, die strahlenförmigen Schneisen, dank derer in fast alle Richtungen das Rotwild ins Visier genommen werden kann. Die Schussschneisen sind gerade frisch freigeschnitten worden und bieten jetzt freie Bahn. Der Berufsjäger kann wieder tun, was notwendig ist, um der Naturverjüngung des Waldes Wachstumschancen zu geben. Ist er erfolgreich, freut's den Wald und manchen Gaumen.

Probehock im selbstgedingselten Erdsitz in den Ammergauer Alpen

03/06/24 | Zukunftswald Unterschönau, Thüringer Wald, TH | 694 Meter ü. M. | 14°, bedeckt

Waldschulwoche 06. Fotofallen haben es bereits bestätigt. Im Zukunftswald sind auch Wildkatzen aka Waldkatzen unterwegs. Von den zwei Dutzend Achtklässlern aus Balingen hat aber noch niemand jemals eine gesehen. Macht nichts, Geheckplätze für Waldkatzen zu bauen ist trotzdem möglich, Katzen sind 1a-Motivationsquellen. Fünfe dieser Plätze, die der Katze dazu dienen ihre kleinen Kätzchen geschützt aufzuziehen, sollen es werden. Das Erste ist quasi schon fertig. Eingang an der windabgewandten Seite, Unterbau aus Holzklötzen. Der Hohlraum ist abgedeckt mit Ästen, Reisig und zum Schluss mit Moos. Wenn das Menschenwerk irgendwann nicht mehr nach Mensch riecht können die Katzen kommen, im nächsten Jahr vielleicht? In weitem Abstand von einander entstehen die anderen. Ziel ist keine Reihenhaussiedlung, sondern kleine Waldvillen. In einem arten- und strukturreichen Wald wäre dies nicht notwendig. Im noch naturfernen Fichtenbestand fehlen aber natürliche Plätzchen für die Kätzchen.

Geheckplatz im Zukunftswald

29/05/24 | Altenau, Ammergauer Alpen, BY | 893 Meter ü. M. | teils sonnig, 18°

Projektwoche 46. Das jetzt offene Wintergatter der Hirschs braucht dringend ein Update, die Zäune müssen wieder ihren Zweck erfüllen. Das Rotwild verbringt hier die Wintermonate, wird durchgefüttert. Vom Mensch artwidrig gemachter Lebensraum macht es zum Schadwild für den Wald; so muss es im Winter ins Gatter, um es von der Naturverjüngung fernzuhalten. Der Zaun soll aber nicht nur ausbruchssicher sein, sondern nun auch einbruchssicher werden. Während ein Ehrenkodex (Waidgerechtigkeit!) verhindert, dass die Jägerschaft im Winter im Gatter kontrolliert den Bestand reguliert, macht ein Wolf, was Wölfe so machen. Im letzten Jahr drang einer ins Gatter ein - der Besuch endete für einige Wintergäste tödlich. Das lernfährige Rotwild merkt sich so was und wird abgeschreckt, ins Wintergatter zu ziehen. Mit einem wolfsicheren Gatter (keiner kommt mehr unten durch) muss daher auch Wild vor dem Wolf geschützt werden, damit der Wald vor dem Wild geschützt bleibt. Das gibt alles zu denken.

Reparatur des Rotwildgatters in Altenau

28/05/24 Naturpark Soonwald, Hunsrück, RP | 538 Meter ü. M. | noch immer feucht, 16°

Projektwoche 47. Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser. Das letzte liegt nur ein paar Tage zurück. Diesmal im Süden Rheinland-Pfalz' und vor allem im Saarland. Und noch immer gibt es zigkilometerweise funktionstüchtige Entwässerungsgräben hier im Soonwald, die Wasser schnell aus dem Wald und in Bäche und Flüsse bringen. Die Freiwilligen ändern dies. Wasserrückhalt durch Ableiten des Wassers zurück in die Bestände in sieben Schritten. Räumen des Grabenabschnittes, Schlitzen der Grabenwände und der Sohle, Einpassen zuvor geworbener Rundstämme, Abdichten aller Fugen und Geländeanschlüsse mit vorhandenen Lehm, beidseitiges Anfüllen des Grabens und Verdichten mit Erdaushub, Bepflanzen der Bauwerkskrone mit vor Ort gewonnenen Grassoden und Moos. Und zu guter Letzt das Wichtigste: Ableitungskanal vor dem Stauwerk in den Bestand ziehen. Dank Wasser im Graben sieht eins auch schnell und ohne Nivelliergerätschäft ob's auch da hinläuft wo es soll.

Wasser stauen und ableiten im Soonwald

28/05/24 | Zukunftswald Unterschönau, Thüringer Wald, TH | 585 Meter ü. M. | 17°, meist heiter

Projektwoche 45. Jugendprojekt. „Rechts und links davon werden nun zeltartig über dem Einstiegsloch zulaufend die Leisten gelegt.“ Und das Einstiegsloch liegt hinten. Die Anleitung klingt nach Werkunterricht. Die 14-17-Jährigen arbeiten im Freien aber nicht für die Schule, sondern für einen Bilch, den Gartenschläfer. Die vorgefertigen Holzbausätze werden vor Ort zu Wohnkästen zusammengeschraubt für die kleinen Tierchen, welche die meisten Jugendliche noch nie gesehen haben. Wollen die Jugendlichen ihre Zukunft auch mit Gartenschläfern teilen, muss was geschehen. Der Bestand der Gartenschläfer geht rasant zurück. Lebensraumverlust, Rattengift und Insektizide verunmöglichen vielen der Insektenfresser ein langes Leben. Zusammen mit dem BUND Thüringen wird das Bergwaldprojekt und die Jugendlichen aktiv für die Bilche. 15 Kästen werden gebaut und aufgehängt. Eine Wildkamera wird zeigen, ob sie gefallen finden.

Jugendlicher mit dem Bilchkastenbausatz

27/05/24 | Veitshöchheim, Unterfranken, BY | 170 Meter ü. M. | Wolken, 16°

Projektleitungsausbildung. TOP Schnitzeljagd [Der Name kommt von Schnipsel und nicht von Sellerieschnitzel]. Ein wichtiger Teil der Mischung aus Aus- und Weiterbildung sowie dem Onboarding [heißt nun so] der aktuellen Junior-PLs der dritten PL-Ausbildungsrunde. Bevor sie Freiwillige in Projektwochen anleiten und motivieren: einsatzfähig werden! Mit Wissen und Können, Bewußtsein und Handlungsgeschick. Lerneinheit der Schnitzeljagdstation: der Gebrauch der Axt. Erläutert von einem, dem sie in vielen Einsatzjahren zur verlängerten Arbeitshand geworden ist. Knowhow-Transfer im Gelände. Eingebettet mit Wissenstransfer Waldschule und Moorkunde sowie Achtsamkeitsübungen. Eins folgt aufs andere. Zwei Tage gehen schnell vorbei. Die ersten eigenen Wochen rücken näher.

Im Wald wird der Gebrauch der Axt erklärt

23/05/24 | Dreiländereck, Rhön, BY | 776 Meter ü. M. | heiter, 18°

Waldschulwoche 30. Sie frisst nur eine Maus pro Monat. Mehr braucht sie nicht an Nahrung, um ihren Stoffwechsel in Gang zu halten. Denn als wechselwarmes Tier braucht vipera berus, die Kreuzotter, keine Energie, um ihren Giftschlangenkörper stets auf gleicher Temperatur zu halten. Was sie aber braucht und liebt: Unterschlupf und einen Platz an der Sonne. Mit diesem Wissen machen sich zehn Jugendliche aus Padenborn, alle zwischen 11 und 16 Jahre alt, am Rande des Schwarzen Moors ans Werk. Schlangenbiotoopeinrichtung. Mit Holz und Steine werden kleine Haufen aufgeschichtet. Am besten mitten in der Freifläche der Wiesenstruktur. Das sorgt für optimale Sonneneinstrahlung. So liebt es die Kreuzotter, die „scheue Sonnenanbeterin“, die aktuell den Titel „Reptil des Jahres“ trägt.

Frisch aufgeschichtetes Schlangenbiotop

22/05/24 | Lichtenau, Eggegebirge, NRW | 336 Meter ü. M. | 15°, überwiegend wolkig

Projektwoche 44. Nächste Moorwiedervernässungswoche. Nichts ist so nichts, dass es nicht schon wieder für etwas gut ist. Zeigt sich auf der Fläche auch den Freiwilligen beim anstrengenden Verschließen der alten Entwässerungsgräben, die gut mit Wasser gefüllt sind. Ziel der Verbauung: das Wasser soll an Ort und Stelle bleiben, damit der Torfkörper wieder voll im Wasser steht, die CO2-Ausgasung gestoppt wird und sich die typische Moorvegetation mit Binsen und Torfmoosen wieder einstellt. Die Gräben stammen aus der Zeit, als die Forstwirtschaft Fichten überall stehen haben wollte und dafür entwässerte. Zum Ende der Fichtenzeit wurden diese noch schnell geerntet, wofür Rückegassen notwendig waren. Schwere Maschinen verdichteten den Boden daher sehr stark. Die Folge: Staunässe. Diese lokalen Kleinstandorte wurden von der Moorvegetation sofort angenommen. Von hier aus breitet sich die gewünschte und natürliche Moorvegetation nun wieder explosionsartig aus. Und wenn erst alle Gräben dicht sind: Staunässe allüberall.

Grabenverbauung im Waldmoor bei Lichtenau

Ausstellung | Drei Museen im Großraum Frankfurt | Wälder - von der Romantik in die Zukunft

Gestern noch im Protestcamp, heute im Senckenberg Naturkundemuseum. Banner mit Parolen gegen aktuelle Waldzerstörung. Zu sehen in einem der 13 Themenfelder, die sich noch bis Mitte August über drei Museen verteilt dem Thema WÄLDER widmen. 170 Jahre zuvor wurde noch gedichtet: „Es fällt durch der Sägen und Äxte Gewalt, Der frische, fröhliche freie Wald." Der Wald, der uns alle angeht. Den Einen geht er an die Seele und sie dichten von Waldeinsamkeit und komponieren romantische Musik. Andere haben Talerzeichen in den Augen, wenn sie Lehrbücher der Forst-Mathematik durchblättern und mit der Klubbe den Baumumfang messen. Wälder werden erforscht wie noch nie und sind doch nicht zu begreifen. Und sie liefern schönste Bilder, Töne und Gerüche - für Kunstschaffende und Wald-Ultras, die trotz Waldschriftstellerei und -arbeit noch nicht genug haben. Alles ist nie zu kennen vom Kosmos Wald, quer über Kontinente und Epochen. Einer von vielen Funfacts: Vogelgesang und Vogelvielfalt erhöhen die Lebenszufriedenheit stärker als Gehaltserhöhungen. Ja!

Ausstellungssaal im Senckenbergmuseum Frankfurt

16/05/24 | Zella-Mehlis, Thüringer Wald, TH | 911 Meter ü. M. | 17°, schaurig-sonnig

Projektwoche 42. Heute wird geschnitten in der Jungbestandspflege. Nach mehreren Tagen Wildschutzzaunabbau und Upcycling des Zauns zu Einzelschützen für Weißtannen vor Rinde schälenden und geweihtragenden Vierbeinern. Sichtbar: Trotz viel Wild wächst manchmal doch noch was hoch außer Fichten. Entlang einer Bergahornallee hinauf zum Rennsteig besonders zahlreich der Bergahorn. Nur Bergahorn, kein Spitzahorn - die beiden Arten teilen sich hier die Flächen nach Meereshöhe. Unten Spitzahorn, oben Bergahorn. Logo. Pflegezielobjekt: die Tiefzwiesler unter den Laubbäumen. Also diejenigen mit Gabelwuchs am Stammgrund (forstwirtschaftlich: wertmindernd!). Und davon gibt es hier viele. Der Gabelwuchs entsteht unter anderem auch durch - keine Überraschung - Wildverbiss. Nach der Vorselektion des Wildes folgt die Selektion des Menschen. Anhand Kriterien, die vom Wild geschaffen wurden. Die Säge folgt dem Maul des Wildes.

Pflegeeingriff neben der Ahornallee

15/05/24 | Lichtenau, Eggegebirge, NRW | 337 Meter ü. M. | 21°, meist sonnig

Projektwoche 43. Wiedervernässung eines kleinen Waldmoors, des Bentenberg-Moores. Vielleicht bald Teil der Fläche des künftigen 17. Nationalparks in Deutschland. Doch dafür müssen erst die Bürger des Landkreises Paderborn abstimmen, ob sie hier einen Nationalpark wollen. Bis 18. Juni ist Zeit. Kein Naturschutz gegen die Mehrheit der Bevölkerung. Unabhängig vom Bürgerentscheid: die Freiwilligen der Moorwoche geben ihr Bestes, damit hier Natur wieder Natur sein kann. Wie üblich in Mooren, wo Menschenhand einst tätig war: ehemalige Entwässerungsgräben unschädlich machen. Bohlenwand einsetzen, Gräben verfüllen, Füllmasse einstampfen, Wasserspiegel anheben. Der Baumbestand zeigt bereits, was hier die Natur machen würde. Alles was noch satt grün ist sind feuchtgebietsliebende Erlen in der Moorinsel. Alles ehemalige Grüne sind die Fichtenreste, denen Sturm und Borkenkäfer ihr vegetatives Ende bereitet haben. Es ist also alles bereitet für ein starkes Votum pro Natur.

Waldmoorwiedernässung in Lichtenau

06/05/24 | Hinter Rostock, Ostsee, MV | 6,50 Meter ü. M. | 14°, meist sonnig

Projektwoche 40. Alle wollen zurück zur Natur. Und möglichst rasch, ohne Umwege, am Besten mitten durch Schutzgebiete und trockenen Fußes. Das war dank der Radelbrücke über den Radelbach und seine moorigen Ränder hier im Naturschutzgebiet Schnatermann lange Jahre möglich. Die Verkehrssicherheitsprüfung ergab aber: Erneuern oder Sperren. Das Ergebnis des folgenden Aushandlungsprozesses: Erneuerungskosten sparen, Tier- und Pflanzenwelt besser schützen, Bergwaldprojektfreiwillige ran an den Steg. Der 120 Meter lange Brückensteg wird zurückgebaut. Eichenbohle um Eichenbohle kommt runter vom Metallgerüst, das für's erste noch bleibt. Die Menschen-Autobahn ist aber Vergangenheit. Besucherlenkung mit Nature-first-Ansage. Das Eichenholz kommt abends wieder zum Einsatz, beim Lagerfeuer bei der Unterkunft.

Der Rückbau eines Besucherstegs

03/05/24 | Schwinzer Heide, Mecklenburgische Seenplatte, MV | 60 Meter ü. M. | 23°, zunehmend sonnig

Waldschulwoche 4. Fledermaustag. Nach dem Fledermauspfad am Vormittag wird's nun praktisch. Um einen alten Bunker (ehemaliges Gelände der NVA) für die Flederflugtiere zu optimieren, wird auf der einen Seite der Einflugbereich erweitert und der zweite Zugang verschüttet. Die kleinen Tierchen mögen Zugluft genauso wenig wie unliebsame Gäste. In den alten Bunkern haben hunderte von Fledermäusen ihr Quartier. Während der Arbeit rattern die Gehirne der Kassler Realschüler¡nnen. Was sagte die Fledermausspezialistin des Naturparks am Vormittag alles? Fledermäuse sind theoretisch unsterblich, da sie quasi nicht altern? Ihre Körpertemperatur kühlt sich bis auf 2° im Winter ab und steigt bis auf 40° in den Flug- und Jagdphasen? Und Ultraschallortung über hunderte Meter hinweg. Präsentiert wurde eine lebendige Zwergfledermaus -  einfach kurz aus einem Sommerkasten gepflückt. Mit vielen kleinen spitzen Zähnen. Dracula lässt grüßen. Doch der ernährte sich nicht von 2000 Mücken je Nacht. Oder doch?

Alter Bunker wird fledermausgerechter

02/05/24 | Nationalpark Harz, NI | 565 Meter ü. M. | 22°, Sonne

Projektwoche 39. Nach Feiertagsarbeit und stimmungsvoller wie besenstarker Hexenarbeit in der Walpurgisnacht wird nun wieder regulär gepflanzt. In der Entwicklungszone des Nationalparkes. Hier soll in Kürze nichts mehr geschehen, was von Menschenhand und -hirn ausgeht. Jetzt aber: pflanzen, pflanzen und weiter pflanzen. Das Wochen-Soll von 5.000 Rotbuchen ist noch nicht erfüllt, aber erreichbar. Die kleinen, zweijährigen Buchen - von Mutterbäumen aus dem Nationalpark - bleiben ohne Verbisschutz, weil sie ohne bleiben müssen. Ein Grund für bis zu 7000 Pflanzen auf einem Hektar ehemaliger Fichtenfläche. Das ergibt hohe Erfolgschancen trotz hoher Rotwilddichte. Und den zwischenzeitlichen Frost haben sie hier noch nicht erlebt, es geht also ohne Frostschäden in ihre erste Freiflächensaison. Günstige Wachstumsprognose.

Frischgepflanzte Rotbuche im Harz

26/04/24 | Nationalpark Harz, Harz, NI | 493 Meter ü. M. | 8°, ein Hauch Sonne

Waldschulwoche 3. Ach - wie schön. Pamina und Tamino. Oder Paul und Ellen? Oder Silvana und Alice. Nur Insider kennen die sechs Luchse im Luchsgehege namentlich. Die 11. Klasse der Käthe-Kollwitz-Schule aus Bruchsal wollte die Pinselkatzen aber unbedingt noch persönlich kennenlernen. Und nachdem die 18 Schüler*innen nebst 2 Lehrkräften von Neuschnee überrascht wurden und die steinreiche Harzer Erde viel Widerstand leistete beim Pflanzen von 1400 Rotbuchen, war Belohnung angesagt. Also Exkursion ins Luchsschaugehege, das Teil eines Erfolgsprojektes zur Wiederansiedlung des Luchses ist. Inzwischen gilt diese im Nationalpark Harz als gelungen. Gut 100 Luchse durchstreifen den Harz mittlerweile wieder - außerhalb des Geheges. Doch die Katzen sind scheu und nicht einfach zu beobachten. Im Gehege sind sie fast hautnah zu bewundern. So wird der Catcontent auch hier das Highlight der Woche.

Luchse im Luchsgehege im Nationalpark Harz

25/04/24 | Zukunftswald Unterschönau, Thüringer Wald, TH | 744 Meter ü. M. | 8°, wolkig

ANW-Exkursion am Tag des Baumes. Mehr als 70 Interessierte sind gekommen, um sich im Zukunftswald dem Thema „Naturgemäße Waldwirtschaft" vor dem Hintergrund sterbender Fichtenforste zu widmen. Die Thüringer Forstpraktiker¡nnen sehen und hören, was das Bergwaldprojekt im Zukunftswald macht und machen wird, falls auch hier die Fichte flächig nach einem Borkenkäferbefall absterben wird. „Tot“ stehen lassen ist die klare Antwort auf das nicht unwahrscheinliche Zukunftsszenario. Als Erosionsschutz, als Wasser- und Nährstoffspeicher, als Hitzeschild, als Biodiversitätsgarant. Zusammengefasst: Neuer Wald gelingt besser und schneller im toten Wald als auf der Kahlfläche. Positive und aufgeschlossen Resonanz seitens des Forstkollegiums. Wie vor wenigen Tagen im Oberbergischen Kreis, wo sich die Waldallianz zum gleichen Thema traf - vor der Kulisse des bereits eingetretenen Ernstfalls und der Entscheidung, den abgestorbenen Fichtenwald stehen zu lassen. Egal in welchen Kreisen, die Themen sind die gleichen. Und das Bergwaldprojekt immer mitten drin in den Netzwerken für zukunftsfähige, ökosystemare Waldbaukonzepte.

Zuhörende Forstpraktiker im Zukunftswald

24/04/24 | Waldstetten, Schwäbische Ostalb, BW | 611 Meter ü. M. | 6°, verhalten sonnig

Waldschulwoche 2. Auch wenn hin und wieder allen zusammen was erklärt wird: Frontalunterricht ist in der Waldschule die Ausnahme. Stattdessen der Standard: Gruppenarbeit, Einzelarbeit, Waldarbeit der 15- bis 18-Jährigen. Diese Woche vor allem Arbeit mit dem Rückbau von Freizeitinstallationen im Wald und Pflegearbeiten. Neben dem Ausmähen junger Bäume auch die Kontrolle und Ersatz von Einzelschützen, welche die jungen Bäume vor Verbiss schützen. Und dann ist da noch ein kleines Jubiläum: Seit 10 Jahren unterstützt das Unternehmen Stihl nun Waldschulwochen. Diese Woche mit Schülern aus Berufsvorbereitungsklassen der Grafenbergschule Schorndorf (um die Ecke). Und auf der Ostalb jetzt auch quasi fast vor der Haustüre des Stammwerkes des Forstausrüsters. Best Practice einer regionalen und nachhaltigen Kooperation. Dadurch bekommen „junge Menschen die Möglichkeit, einen aktiven Beitrag zum Wald-, Klima- und Artenschutz zu leisten“. Kooperation wirkt.

Frontal-Vertikal-Unterrichte in der Waldschule

23/04/24 | Meiningen, Zwischen Rhön und Thüringer Wald, TH | 430 Meter ü. M. | sonnige 8°

Projektwoche 38. Mittagspause im Meininger Stadtwald, im Hordengatter auf einer ehemaligen Fichtenfläche. Der Ausgang ist noch offen. Sobald alle draußen sind wird das eben fertiggestellte Gatter zugemacht für eine neue Waldgeneration. So weit alles wie üblich. Was anders ist: es wird nichts gepflanzt. Gar nichts. Stattdessen: Warten auf die Naturverjüngung, garantiert standortsheimisch und kostengünstig. Bereit stehen Rotbuchen, Birken, Stieleichen, Espen, Waldkiefer, Fichte und Bergahorn als Samenbäume. Wieviel wird anfliegen oder angeflogen werden? Tausende? Zehntausende? Jedenfalls deutlich mehr als gepflanzt würden. Für die nächsten Jahre dann: Zuschauen, Entspannen, Abwarten. Der Stadtwald Meiningen ist wie das Bergwaldprojekt Teil der Waldallianz, die sich ökosystembasierten Waldentwicklungskonzepten widmet. Das Credo hier: Biologische Automation, die Bäume werden sich selbst entwickeln und pflegen.

Mittagspause im Hordengatter

22/04/24 | Zukunftswald Unterschönau, Thüringer Wald, TH | 713 Meter ü. M. | 5°, Tauwetter

Waldebaden-Fortbildung. Das Fortbildungsjahr macht seinem Namen alle Ehre. Viel gibts zu bilden und weiterzutragen. Heute: Waldbaden- und Resilienz-Fortbildung. Hier in Unterschönau heute steht sie für Theorie in der warmen gemütlichen Hütte wie auch Praxis im Kalten. Bei der Anreise gestern hat es noch geschneit. Behandelt werden Fragen wie: Wieso ist es wichtig auf seine Atmung zu achten? Was bedeutet Achtsamkeit? Was kannst du beitragen, damit es der Natur gut geht? Begriffe wie Ökopsychologie, Mitgefühl und Ästhetik wabern durch die Luft, werden greifbar. Mittags gehts raus, Sitzkissen unterm Arm und ab is nächste Waldstück. Im Schnee sitzen, den starken Baum im Rücken, Sonne wärmt Gesichter. Dann eine klassische Waldbadenführung miterleben. Weiter gehts mit Theorie: Reflektieren über die Erfahrungen und: Wie können wir selber solche Übungen in unseren Projektwochen anleiten? Wie laden wir Menschen ein, den Wald mitzuerleben und zu spüren und letztendlich für den Schutz unserer Umgebung einzutreten?

Person lehnt sitzend mit geschlossenen Augen entspannt an einem Baumstamm

19/04/24 | Rahmannsmoor, Krakow am See, MV | 50 Meter ü. M. | 4°, Regen

Projektwoche 036D. Arbeits- und Artenvielfalt in der Nossentiner Schwinzer Heide: Ein Moor, das bis vor 2 Jahren noch Wald war, auf einer Fläche von 3,4 ha. Der Hochmoorkörper ist 5 Meter mächtig, enorme Mengen Co2 darin gespeichert. Die Emission soll gestoppt werden, das Moor muss wieder nass, also in einen jüngeren, gehölzarmen Zustand rückgeführt werden. Birken samt Wurzel werden aus den sensiblen Hochmoorrelikten entfernt, welche nicht mit Maschinen befahren werden können. Highlight: Ein Pionierversuch, der in dieser Form noch kaum erprobt wurde. Um die Torfmoose schneller wieder auf ganzer Fläche zu etablieren, sammeln die Freiwilligen aus den umliegenden intakten Mooren geeignete Torfmoosarten und bringen sie in das Rahmannsmoor, teils werden sie mit Schwimminseln verbreitet. Es soll sich so möglichst zeitig eine Moosdecke ausbilden, die die Emission stoppt und Torf neubildet. Ca. 100 Falter sind auf und ums Rahmannsmoor zu Hause. Unter anderem die Relikt-Art Hochmoor Scheckenfalter. Die Mühe wird sich lohnen.

Mensch bringt Torfmoose in einer Schwimminsel aus

15/04/24 | Braunlage, Harz, NI | 752 Meter ü. M. | 10°, wandernde Wolken

Projektwoche 31. Es wird weiter gepflanzt im vormaligen Fichten-Harz. Mit frischen Freiwilligen und mit allem was Blätter hat bzw. demnächst wieder ausbildet. Zwischen erfreulich viel Naturverjüngung der Eberesche, die manch eins auch Vogelbeere nennt. Hinzu kommen nun diverse Sträucher und Wildapfel für den Rand und für das Waldesinnere Hainbuche, Spitzahorn und Bergulme. Ja, Bergulme. War da nicht mal was mit Ulmensterben, die auch die Bergulme an den Rand des Aussterbens brachte? Ja, und trotzdem werden keine gegen den Pilzbefall resistente Ulmen gepflanzt. Die Hoffnung: Es gibt hier keine Ulmen weit und breit und daher auch keine Ulmensplintkäfer, die den tückischen Schlauchpilz übertragen könnten. Gepflanzt werden kleine isolierte Ulmenflecken und man hofft, dass sie alt werden ohne dass ein Käfer sie findet. Nach so viel Bergulme geht's dann zur Abwechslung noch ins Besucherbergwerk. Die Grube Samson zeigt, was den Harz prägte bevor ihn nun Laubbäume prägen werden.

Bergulmen pflanzen in Braunlage unter schönem Himmel

11/04/24 | Quellmoor Hirschhagen, Hessisch Lichtenau, HE | 387 Meter ü. M. | 17°, sonnig

Projektwoche 034D. Mal wieder Moorwiedervernässung: Sonne, gute Laune, Matsch, Wathose an, buddeln, schwere Bohlen tragen, in den Boden rammen, Schubkarre um Schubkarre voller Sägemehl und Hackschnitzel ranzerren, Verfüllung stampfen auch für die Oberschenkel-Muskulatur, zwischendurch bisschen Quatsch im Matsch, Torferde soll ja sehr gut für die Haut sein. Am Ende werden es fünf Sperren sein, bis 4 m lang, die verbaut wurden. Alles andere als Quatsch und sehr wirkungsvoll bei der Wiederherstellung der Ökosysteme.

Menschen arbeiten im Moor

10/04/24 | Zukunftswald Unterschönau, Thüringer Wald, TH | 713 Meter ü. M. | 12°, heiter

Projektwoche 32. Kein Wald ohne Eibe! Also und vor allem auch der Zukunftswald. Nicht als vereinzelter Gartenflüchtling, sondern idealerweise als wieder natürlich vorkommende Baumart. Zahlreiche Ortsnamen wie Ibenmoos, Eibensbach, Eibenstock verweisen auf vormalige Vorkommen im Wald. Heutzutage ist die langsam wachsende Eibe aber eine Seltenheit. Thüringen ist mit mehr als 30.000 Alteiben noch das eibenreichste Bundesland. Nun kommt im Zukunftswald ein weiteres Eibenvorkommen hinzu. Klein-Eibenhain, mit höchster Verbissschutzstufe. Zwei Gatter mit jeweils 30 kräftigen Thüringer Jungeiben werden gepflanzt. Als Standort werden schon etwas lichtere Fichtenaltbestände gewählt. Zwar kommt die Eibe mit sehr wenig Licht aus, aber mehr Licht bedeutet, dass sie früher zum Früchte ausbilden kommt und je rascher wächst der Eibenbestand. Zukunftswald wird Eibenwald.

Eibenpflanzung im Zukunftswald

10/04/24 | Braunlage, Harz, NI | 771 Meter ü. M. | 12°, Wolkensonne

Projektwoche 30. Im sterbenden Harz-Wald, genauer auf der Freifläche des schon toten Waldes. 8.000 ha Wald sind in den letzten Dürrejahren im Forstamt Lauterberg abgestorben. 17 Freiwillige pflanzen fleißig heuer 1.500 Birken als Vorwald für die spätere Pflanzung von Schattbaumarten wie Buche oder Weißtanne. Außerdem kommen noch Spitzahorne, Baumhaseln und Esskastanien in die Erde. Die unerschrockene Waldeidechse schaut vorbei, krabbelt auf einer Jacke, lässt sich kurz nieder und kündet schon von künftigen blühenden Wäldern auf der Fläche.

Waldeidechse krabbelt auf einer Jacke

04/04/24 | Bärenfels, Osterzgebirge, SN | 623 Meter ü. M. | ziehende Wolken, 12°

Projektwoche 28. Kleine Unterbrechung von der Tannen-Pflanzerei im Lärchen-Vogelbeere-Omorikafichten-Bestand. Stattdessen Bodenkundeviertelstunde. Es gilt, es auszunutzen, wenn sich einer auskennt mit Regenwürmern und Bodenaufbau. Dazu hat er rasch ein Loch in den Waldboden gebuddelt. Nur fast bis zum Grundgestein, weil tiefgründiger Waldboden. Was gibt'zu sehen: Braunerde. Durchwurzelt und durchlüftet. Und Regenwurmgänge, wichtig!, ein gutes Zeichen für das Bodengefüge. Die Farben des Boden verändern sich. Oben die dunkle Humusschicht mit viel organischem Material und der noch relativ dunkle Oberboden, nach unten hin wird's heller. Aha. Substanzen, Mineralien, Mikroorganismen. Ergo: es handelt sich um einen guten Boden. Die gepflanzten Tannen haben hier guten Grund, um vital zu wachsen. Doch eine Frage bleibt am Ende noch offen: Wer macht das Loch wieder zu?

Freiwillige bei der Bodenkundestunde

04/04/24 | Zukunftswald Unterschönau, Thüringer Wald, TH | 673 Meter ü. M. | 11°, leichtes Geniesel

Projektleitungsausbildung Vol. IIIIIIII. Heute wieder ein praktischer Teil, was Handfestes. Waldrandgestaltung mittels der 3-H-Sträucher-Pflanzung. Holunder, Hasel, Hartriegel (Ist das nicht die Kornelkirsche?). Der Verbissschutz dazu folgt später. „Tipps und Tricks beim Hordengatterbau“ stand bereits auf dem Programm. Inputs zu angewandter Arbeitssicherheit und thüringischer Waldentwicklung kommen en passent hinzu. Im speziellen Bergwaldprojektlehrplan wechselt sich praktischer Know-How-Erwerb immer mit Theoretischem und Wissensvermittlung ab. Während der hautvernässenden Pflanzung dringen Gedankensplitter des Vortags in die Tiefe. Was ist Voraussetzung für die sozial-ökologische Transformation? Sind Commons die Alternative zur Ausbeutung der Natur? Eine Ahnung kommt auf und wird Gewissheit. Das Wesen des Bergwaldprojekts ist Teil gesellschaftlicher Avantgarde. Was auch sonst.

Waldsträucherpflanzung in Unterschönau

03/04/24 | Braunlage, Harz, NI | 771 Meter ü. M. | leichter Regen, 9°

Projektwoche 29. Wer den Fichtenstumpf mit blauer Schrift verziert hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Es war aber wohl als Warnung gemeint für den Waldboden. Der ist hier aufzulockern nach den schweren Erntefahrzeugen, die im Einsatz waren. Er verträgt eine Bodenverbesserung nach jahrzehntelangem Fichtenbestand. Kurzum: Er soll hier auf mehreren hundert Metern, 10 Meter links und rechts eines Bachlaufs, eine Art kleines blaues Wunder erleben. Aber es muss nun schnell gehen. Bevor sich die Fichtennaturverjüngung auf dem einstigen Fichte-pur-Standort wieder breit und alles dicht macht, pflanzen die Freiwilligen den Superstar unter den Bodenverbesserungpflanzen: 1200 Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa). Diese werden mit ihrem tiefreichenden Gewurzel den Boden wieder auflockern und den Boden mit Stickstoff anreichern. Weil guter Boden gute Basis für die Wiederherstellung dieses Bachökotops.

Bachlauf wird mit Schwarzerle bepflanzt

29/03/24 | Zukunftswald Unterschönau, Thüringer Wald, TH | 611 Meter ü. M. | 12°, leicht sonnig

Bodenkundliche Exkursion des Lehrstuhl für Bodenkunde der Uni Würzburg, Kooperationspartner des Zukunftswaldes. Großthema „Renaturierung von Waldböden“. Bevor aber renaturiert wird: herausfinden wie weit entfernt der Waldboden im Fichtenacker und Hirschzoo von einem intakten Waldboden entfernt ist. So einer bindet nicht nur viel Kohlenstoff, sondern ist auch wichtiger Faktor im Wasserhaushalt der Landschaft, Stichwort Rückhaltefähigkeit von Niederschlägen. An sechs Standorten im Zukunftswald geht es dazu jetzt ein Meter tief in die Erde bis auf das Ausgangsgestein, Einblick in mehrtausend Jahre Nutzungshistorie. Mit Spachtel und ohne Labor. Erste Befunde: Der Boden ist nicht so stark versauert und nährstoffarm wie von Experten befürchtet. Für weitere Ergebnisse wandern Bodenproben ins Labor. Alles Voraussetzung um herauszufinden, wie der geplante Eintrag von organischer Biomasse aka Kompost nährstoffarme Standorte im Zukunftswald revitalisiert. Für Nachhererkenntnisse braucht es einen klaren Ausgangszustand.

Lehrstuhl für Bodenkunde bei der Arbeit im Zukunftswald

28/03/24 | Horn-Bad Meinberg, Ostwestfalen-Lippe, NRW | 414 Meter ü. M. | leichter Regen, 9°

Waldschulwoche 1. Ganz leise ist auf der Fläche Regen zu hören, wenn die Ohren frei sind und eins ohne Kopfhörer mit Musikbeschallung pflanzt. Das Pflanzen mit 128 bpm wird einzelfallweise geübt, überträgt sich aber nicht auf die Pflanzgeschwindigkeit. Die wird vorgegeben vom Untergrund und der körperlichen Konstitution der Jugendlichen von elf bis 18 Jahren aus den Wohngruppen der christlichen Jugendhillfeeinrichtung St. Mauritz aus Münster. Was auch zu hören ist: Wiedehopfhaue auf Kalkstein. So entstehen Pflanzlöcher für Rotbuchen, die hier inselförmig die reichliche Naturverjüngung aus Birke, Vogelbeere, Fichte und Douglasie ergänzen. Der abgestorbene Wald wird so bald vergessen sein, die Natur sich erholen. Eine Chance, die auch andersweitig genutzt werden soll. Die Region ist Suchkulisse für einen weiteren Nationalpark in NRW. Von Jugendlichen aus der Region für die Region mitgestaltet.

Buchen-Pflanzerei durch Jugendliche

27/03/24 | Bebenhausen, Schönbuch, BW | 453 Meter ü. M. | angenehme, trockene 12°

Projektwoche 25. Gartenbau ist heute Betätigungsfeld finanzkräftiger „My home is my castle“-Menschen. Im 19. Jahrhundert war dies Adelsangelegenheit. Württembergs König Karl ließ hier am Kirnberg im Schönbuch für seine Frau Olga um 1870 herum einen kleinen Hain im Wald anlegen. Mit Teichen, Steintreppen, Sitzgelegenheiten. Eventuell auch mit einem Teehäuschen. Alter Baumbestand und viel Natursandstein wurden integriert. Königin Olga konnte nun waldeinsam waldwandeln. Sie starb trotzdem, ihr Olgahain verwilderte, wurde aber nie völlig vergessen. Nun wurde er für die Freiwilligen des Bergwaldprojekts für den ersten Schönbucheinsatz wiederentdeckt. Teiche werden freigeschnitten, Blickachsen zwischen den alten Buchen und Eichen wieder hergestellt und die alten Steintreppen freigelegt und ausgebessert. GaLabau mal für alle. Alle sind hier Königin.

Treppeninstandsetzung im Olgahain

26/03/24 | Werdohl, Märkisches Sauerland, NW | 284 Meter ü. M. | 11°, heiter

Projektwoche 26. Projekt neuer Wald für's kahle Sauerland, das ehemalige grüne Fichtenland. „Jagd bleibt Dreh- und Angelpunkt bei der Wiederbewaldung.“ So steht's in manchem Forstblatt. In Werdohl sehen die Freiwilligen sehr gut, welchen Wahrheitsgehalt diese Headline hat. Von manch gepflanztem Ahorn steht nur noch ein kleiner Stengel, die Eichen sind noch etwas buschiger. Überall starke Schäden durch Verbiss. Auch gut sichtbar: Verbissschutzmittel wie Trico sind keine Garantie für verbissfreies Wachstum. Ohne Einzelschutz oder Zäune wird es hier schwer, neuen Wald zu etablieren. Reichlich Diskussionsstoff in der Freiwilligentruppe. Nun gibt es einen neuen Jagdpächter. Und damit eine neue Chance für den neuen Wald. Der wird von den Freiwilligen angrenzend an die Verbissfläche geplanzt. Und Walnuss und Elsbeeren bekommen einen Einzelschutz.

Verbissene Eiche in Werdohl trotz Trico

25/03/24 | Bärenfels, Osterzgebirge, SN | 665 Meter ü. M. | 2° bei 3 cm Schneehöhe

Projektwoche 27. Hier wünscht sich eins ein warmes Bärenfell. Die dünne Schneedecke erinnert daran, dass die Gegend hier als schneesicher galt. Wintersportregion. Aber das war einmal. Was auch zu „war einmal“ werden soll: Fichtedominanzregion. Die Freiwilligen pflanzen daher Weißtanne, Voranbau in einem Fichtenbestand. Wurzelnackte Pflanzen im Pflanzverband. 2000 könnten es werden in der Woche. Immerhin, der Boden ist kein bisschen gefroren. Aber Tauwetter. Der Schnee verwandelt sich zusehends in Matsch. Der steinige Hang wird zum Matschhang. Matsch überall. Alle werden von unten bis oben, außen und innen nass. Nichts wärmt. Nur die Gedanken ans Bärenfell. Herausfordender Wochenauftakt.

Schneelage in Bärenfels

20/03/24 | Lechmündung, Bayrisches Schwaben, BY | 398 Meter ü. M. | meist bewölkt, 15°

Projektwoche 22. Arbeit im Dienste der Wissenschaft und mit Bärlauch in der Nase. Versuchsfläche des Lehrstuhls für Wachstumskunde der TU München. Was wächst wie besonders gut im Auwald? Im Zentrum des Bemühens: Nussbäume in Form von Wal-, Schwarz- und Hybridnüssen. Neben Nachbesserungen bei vorherigen Pflanzungen werden auch Neue gepflanzt. Da die Nüssbäumchen (2-jährig) üppigste Wurzelballen haben, wird die Wiedehopfhaue durch den Hohlspaten ersetzt, der mit ganzem Körpergewicht in den Boden getrieben wird. Erfahrungen zeigen: Mit der Pflanzung der Nussbäume ist es nicht getan. Intelligente Trupppflanzung. Es braucht auch Ablenkungsbäume für den hier im Auwald umherschweifenden Biber (Weiden!) sowie Trainerbäume, hier in Form der Gewöhnlichen Traubenkirsche (auch zum Plaisir mehrerer Dutzend Vogel- und Schmetterlingsarten). Diese sollen Seitendruck ausüben, um die Nüsse in den Himmel statt zur Seite wachsen zu lassen. Sonst: stetige Wertastung an den Nüssen. Und wenn eins schon mal den Spaten reitet, werden auch gleich noch Feldahorn und Eiben gepflanzt. Biodiversität kann nie groß genug sein.

Arbeit mit den Hohlspaten

19/03/24 | Amrum, Nordfriesische Inselwelt, SH | 5 Meter ü. M. | bewölkt, 8°

Projektwoche 11. Für die Ornithologin unter den Freiwilligen ist der Fall sofort klar. Weiße Flecken an der Unterseite der Stoßfeder: Waldschnepfe. Auch der Rest vom Rest der Schnepfe ist da. Bestens zerrupft. Gefunden bei der Pflege im nach- und neuwachsenden Laubwald der Insel. Was war passiert? Wer war der Feind? Habicht, Sperber oder eine Eule? Schwierig. Doch dann gibt es weitere grausige Funde. Noch mehrere weitere Waldschnepfen haben hier auf kleinem Raum ihr Leben gelassen. Theorien werden gesponnen über den Tod der Zugvögel auf der Insel. Am wahrscheinlichsten gilt: Sie sind aufgrund des warmen Wetters erfroren. Bleibt es im Winter zu lange warm, ziehen die Schnepfen nicht in den Süden. Kommt dann plötzlich starker Frost: eisig ist der Schnepfen Tod. Die stets präsente Gugel bestätigt kurz darauf die Theorie.

Amrumer Waldschnepfenfedern

18/03/24 | Zechlinerhütte, Mecklenburgische Seenplatte, BB | 58 Meter ü. M. | wolkige 6°

Projektwoche 18. Integratives Projekt. Mit dem CVJM Iserlohn und Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Mit viel frühlingshaftem Vogelgesang und mit unzähligen Eichen. Alte Eichen, junge Eichen, ehemaligen Huteeichen, gepflanzte Eichen, Eichen aus Naturverjüngung, Trauben- und Stieleichen. Eiche ist eben nicht Eiche. Und hier ist der Ort des großen Brandenburger Eichenbattle zwischen Stiel- und Traubeneiche. Welche Eichenart hat die größere Zukunft im künftigen Toscana-Klima Brandenburgs? Die alt ehrwürdigen, knorrigen Huteeichen, die hier noch stehen: alles Traubeneichen. Die Eichennaturverjüngung ebenfalls. Zusätzlich sind bereits viele Stieleichen in den 75jährigen Kieferbestand gepflanzt. Stiel- und Traubeneichen mischen sich nun wild. Gefördert und begünstigt wird alles, was Eiche ist. Sollen die Eichen selbst entscheiden, wer besser mit dem Standort klar kommt.

Freiwillige vor alter Huteeiche

16/03/24 | Forstenrieder Park, Großraum München, BY | 586 Meter ü. M. | überwiegend bewölkt, 10°

Öffentlicher Pflanztag. Wieder mal hier. In den scheinbar endlosen Weiten des Fichtenforstes. Immer noch sind nicht alle Altfichten in allen Ecken unterpflanzt. Daher: 88 Freiwillige pflanzen. Tagesrekordverdächtige 3140 standortheimische Rotbuchen. Fachgerecht in die Erde gebracht für mehr Resilienz des Waldes im Zeitalter der Klimakrise. Für mehr Biodiversität im Wald, für die Verbesserung des Münchner Trinkwasserspeichers Wald. Für einen Beitrag zur Kühlung der sommerlichen Landschaft. Und für die langfristige Kohlenstoffspeicherleistung des Waldes. All das mit jeder Buche. Alle sind heute wieder zufrieden.

Freiwillige beim Rotbuchenpflanzen im Fichtenforst

16/03/24 | Biosphärenreservat Rhön, Rotes Moor, HE | 805 Meter ü. M. | bewölkt mit bissi Sonne, 11°

Und wieder: Junior*innen-Projektleitungs-Fortbildung. Es gibt viel zu wissen. Diesmal: Moor. Rotes. Denn die Neuen sollen auch Moor können. Von Anfang an festes Standbein beim Bergwaldprojekt und gleichberechtigter Partner neben den Waldwochen. Hier und heute: Was ist letztes Jahr gelaufen? Wie werden die Moorwochen vorbereitet? Wie die Arbeiten durchgeführt? Was geht im Moor alles vor sich? Und Input, Input, Input der älteren und jungen Weisen, zumindest Erfahrenen. Es gibt viel zu tun.

verschiedene Junior-Projektleiter*innen stehen in einer Gruppe zusammen

15/03/24 | Sonneberg, Thüringer Wald, TH | 659 Meter ü. M. | 9°, frisch & grau

Projektwoche 15. Kahle Fichtenlagen gibt es zunehmend auch im Thüringer Wald. Von den 10.000 Hektar Staatswald im Forstbezirk Sonneberg sind bereits über 6000 Hektar durch die übliche Trockenheit-Käfer-Kombination dahin. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Die Forstzuständigen sehen dies genau so. In fünf bis zehn Jahren, so die Prognose, wird sich der Kahlschlag wieder bewaldet haben. Die Freiwilligen pflanzen - zum Teil mehr liegend als stehehd - dafür auf dem steilen und künftig aus der Nutzung genommenem Hang Weißtanne (mit Drahthosen) und Bergahorn. Die aktuelle Freifläche wird stabilisiert. Zusammen mit der Naturverjüngung wird so ein Impuls gesetzt für eine gelingende resiliente Waldstruktur. 

Liegendpflanzung in Sonneberg

14/03/24 | Menden, Sauerland, NRW | 234 Meter ü. M. | 14°, meist sonnig

Projektwoche 16. Ein Bachlauf wird entnadelholzt. Diesmal ist es nicht die Fichte, die ökologisch stört, sondern mit der Küstentanne aus Nordamerika eine Baumart, die dank ihrer Wuchskraft große Begehrlichkeiten weckt. „Die Große Küstentanne (Abies grandis) ist nicht invasiv und aus heutiger Sicht uneingeschränkt anbauwürdig.“ (Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt, 2015) „In ihrer Heimat fast immer in Mischbeständen vorkommend, ist sie gut in bestehende Ökosysteme integrierbar, mäßig konkurrenzstark und gilt als nicht invasiv.“ (Bayrische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, 2020) „Die Art tritt in NRW nicht invasiv auf. Sie weist keine hohe Tendenz zu einer starken Ausbreitung auf und ist waldbaulich gut steuerbar.“ (Wald und Holz NRW, 2022) Vor Ort zeigt sich: Die Schattenbaumart ist extrem konkurrenzstark. Ihre Naturverjüngung macht sich breit, wirkt hier auf heimische Arten verdrängend. Die Freiwilligen daher: Gegensteuern!

Weggeschnitten: Küstentannen am Bachufer

10/03/24 | Neckartal bei Eberbach, Naturpark Neckar-Odenwald, BW | 233 Meter ü. M. | 9°, leicht wolkig

Projektwoche 14. Projektauftakt. Bevor es am nächsten Morgen gemeinsam mit Laubbaum-Pflanzungen auf Ex-Fichtenflächen losgeht: Schuhe putzen! Prävention. „Verhinderung der Übertragung von Krankheitserregern zwischen Amphibienpopulationen.“ Im Speziellen: die weitere Ausbreitung der fiesen Salamanderpest (Bsal) stoppen, welche für Feuersalamander und Molche tödlich endet. Die Pilzerkrankung wird durch Sporen übertragen. Bisher ist nur ein kleiner Teil der Lurchipopulationen in Deutschland davon betroffen, vor allem in der Eifel. Das soll auch so bleiben. Doch wer von den Freiwilligen weiß schon, ob er mit seinem Schuhwerk in den letzten Monaten Sporenkontakt hatte? Die Empfehlung und Bitte daher an alle: „Schuhsohlen von Dreck befreien mit Bürsten. Schuhsohle bis ca. 1 cm oberhalb mit bereit gestelltem Desinfektionsmittel flächig besprühen.“ Und da man sich beim Schuheputzen auch gleich etwas kennenlernen kann, bevor es morgen zusammen auf die Fläche geht: Win-Win-Situation.

Freiwillige bei Schuhreinigung und -desinfektion vor Arbeitsbeginn

07/03/24 | Bödigheim, Naturpark Neckar-Odenwald, BW | 377 Meter ü. M. | 5°, verhalten sonnig

Projektwoche 13. Dritte Arbeitsfläche des Tages in der Premierenwoche mit ForstBW. Wie üblich: Das Arbeitspensum der Freiwilligen wird nicht überschätzt. Nach einem Kurzeinsatz auf einer Wacholderheide in Gründung nun in der Weißtannennaturverjüngung. Die stockt auf Muschelkalk, der in Hörweite im Steinbruch abgebaut wird - als Unterbau für Deutschlands fortlaufende Verstraßung. Hier bedeutet der Grund: den alten Weißtannen wird's zu trocken. Sie verabschieden sich und hinterlassen dichte, prächtige und kaum verbissene Naturverjüngung. Erster Pflegeeinsatz mit Begünstigungsfolge: Elsbeere (grüne Knospe!) vor Kirsche (Rinde!) vor Weißtanne (alles was Nadeln hat) vor Buche (die mit den alten Blättern). Folglich werden hier auch Weißtannen entnommen, aber vor allem Buchen. Ziel: mehr Platz, Licht und Wasser für weniger Bäume. Mit Hippe, Säge und Knipse.

Freiwilliger lichtet die Weißtannen-Naturverjüngung aus

07/03/24 | Neuerburg, Südeifel, RP | 443 Meter ü. M. | 7°, sonnige Abschnitte

Projektwoche 12. Ein Pilz ist's mal wieder. Phaeocryptopus gaeumannii, Pilzleute kennen ihn, Forstleute fürchten ihn. Was er verursacht: Douglasienschütte - die passende Bezeichnung für Nadelverlust, der die Douglasien schwächt. Und dann kommt noch Contarinia pseudotsugae, die Douglasien-Gallmücke, die erst vor einigen Jahren von Nordamerika nach Deutschland gekommen ist und die Douglasie als Wirtsbaum nutzt. Weiterer Vitalitätsverlust. Und schon ist die Douglasie nicht mehr der robuste und unanfällige Zukunfts- und Brotbaum der Forstwirtschaft. Das ist hier sichtbar, wo die Douglasie ganze Bestände bildet, die sich auflichten, da einzelne Douglasien ausfallen. Und wo Licht, wuchert die Brombeere, die mit dem Freischneider beseitigt werden muss, bevor gepflanzt werden kann. Rotbuchen sind's hier, welche unter und mit den Douglasien künftig einen Mischwald bilden sollen. Einen Zukunftsfähigeren.

frisch gepflanzte Buchen in siechendem Douglasienbestand

05/03/24 | Amorbach, Odenwald, BY | 166 Meter ü. M. | 6°, teils-teils

CV-Teambuilding im ehemaligen Klostergut der Benediktinerabtei Amorbach. Gruppen- und Projektleiter*innen des Bergwaldprojekts bereiten sich auf die diesjährige Corporate Volunteer-Saison vor. Dutzende Tageseinsätze mit unterschiedlichsten Mitarbeiter*innengruppen stehen an. Immer mit dabei auch Fragen wie: warum sind wir auch nach 70 Jahren wissenschaftlicher Gewissheit über die planetaren Grenzen individuell und kollektiv weiterhin zu träge, unser Verhalten und unsere systemischen Strukturen an die Notwendigkeiten anzupassen? Warum scheitern wir mit Klimaschutzgesetz, Lieferkettengesetz oder an der Verkehrswende? Warum verhalten wir uns so respektlos vor kommenden Generationen, die den Planet in den kommenden Jahrhunderten bewohnen werden? Bewussteinsforscher schlagen vor, nicht nur angstbesessen auf die äußere Welt zu starren, sondern eine Bewusstseinskultur zu etablieren, in der Selbstachtung im Mittelpunkt steht. CV-Einsätze können dafür Entwicklungsbeschleuniger sein.

CV-Team am Kloster Amorbach

02/03/24 | Neu-Anspach, Taunus, HE | 531 Meter ü. M. | 12°, trockener Frühlingswind

Mitgliederversammlung. Auf Exkursion im Einsatzgebiet, wo bisher bereits mehr als 60.000 Bäume durch das Wirken des Vereins gepflanzt sind. Das höchste beschlussfassende Gremium des Vereins will wieder mal sehen, wo die Wahrheit liegt: auf der Fläche. Ein Dutzend Mitglieder stellt Fragen, schaut, lässt sich beeindrucken. Der lokale Forstpartner erläutert und informiert zu Fichtenschwund und Taunuswald. Viel vereinsinterne Diskussion und Beschlussfassung in den letzten 24 Stunden liegen bereits hinter den Mitgliedern. Es gibt wieder neue Mitglieder, die Feminisierung des Vereins geht voran. Und es gibt nun eine Vision, gemeinschaftlich erarbeitet und mit dem aktualisierten Leitbild beschlossen von der Mitgliederversammlung: „Menschen haben ein integrales Bewusstsein, nachhaltig und im Einklang mit der Natur zu leben und gestalten ihr Leben dem entsprechend. Alle sind zufrieden.“ Die Mitglieder sind's schon.

Exkursion der Mitgliederversammlung im Taunus

02/03/24 | Mark Grünheide, Berliner Kiefernunland, BB | 41 Meter ü. M. | paar Grad, trocken

Öffentlicher Pflanztag. „Ja, mach nur einen Plan! SEI nur ein großes Licht!“ Einen zweiten Plan braucht es nicht. Die 3350 Traubeneichen (TEI) werden von 75 Freiwilligen streng nach Plan gepflanzt. In jeden zweiten Kabel, was hier die Fläche zwischen den Rückegassen ist. In einem sichtbar aufgelichteten 75 Jahre alten Kiefernbestand. Die anderen Kabel sollen im Herbst bepflanzt werden, mit Stieleichen (SEI). Beide Eichenarten sind zusammen mit der Kiefern hier die „Potentielle natürliche Vegetation“. Ergänzt wird das Ganze laut Plan dann noch mit Mischbaumarten (WLI etc.) Soweit der Plan. Der Boden ist feucht nach dem üppigen Regen der vergangenen Wochen. Die Traubeneichen sind aus der Baumschule und stammen aus zertifiziertem Saatgutbestand aus der Region. Die Freiwilligen sind bestens motiviert. Die vegane Mittagssuppe ist vorbereitet. Der Plan wird also aufgehen. SEI TEI!

Pflanzplan Hangelsberg

29/02/24 | Amrum, Nordfriesische Inselwelt, SH | 5 Meter ü. M. | Wind bläst teils kräft und anlandig bei 6°

Projektwoche 8. Und irgendwann war die Landbrücke dann weg. Nach irgendeiner Sturmflut vor zig Jahrhunderten. Amrum war Insel. Seither ist die Amrumer Kreuzkrötenpopulation eine Inselpopulation ohne genetischen Austausch. Folge: die Amrumer Kreuzkröten - wie auch die auf den Nachbarinseln Föhr und Sylt - unterscheiden sich genetisch von den Festlandkröten und jeweils auch von denen der anderen Inselpopulationen. Für Genetiker: sehr interessant. Auf Amrum bewohnen die Kröten auf der Seeseite die feuchten Dünentäler und Regenwassertrichter der Grau- und Braundüne. Tagsüber buddeln sie sich gern ein, nachts kann man sie zu Gehör bekommen. Zum Wohl dieser Amrumer Ureinwohner: Entkiefern ihres Habitats Dünentäler. Also Offenlandpflege. Alles was an Kiefer rumsteht wird von den Freiwilligen abgesägt oder ausgezupft. Das traditionelle Inselosterfeuer bekommt so reichlich Zusatzmaterial, stark harziges. Daher steht auch heute wieder auf dem Feierabendprogramm: verharzte Sägen reinigen.

Entkiefern in Amrums Dünentälern

28/02/24 | Hafenlohr, Spessart, BY | 276 Meter ü. M. | 6°, aufkommende Sonne

Projektwoche 06. Wer möglichst wenig Zäune im Wald will und nicht auf ein Rudel Wölfe vertrauen kann, braucht Einzelschütze. Sonst ist die Pflanzung mit Lichtbaumarten wie Elsbeere und Vogelkirsche sowie Traubeneiche und Hainbuche schnell eine Wildfütterung. Für die Pflanzung hier im Windwurfloch wird wieder was Neues an Schutz ausprobiert. Nicht aus unverrottbarem Kunststoff und nicht aus zu labberigem Karton, sondern eine geschlossene Furnierhülle. Fichtenschälfurnierstreifen sind kreuzweise mit lebensmitteltauglichem Leim verpresst und mit Bio-Baumwollvlies verbaut. Da flach und starr geliefert, werden sie kurz gewässert, um formbar zu werden. Dann zusammengerollt und mit einer Schnur mit einem Holzstab verbunden. Und schließlich ab auf die Fläche und über die kleinen Bäumchen gestülpt. Sieht im Gegenlicht auch stylisch schick aus, spätere Verrottung leicht vorstellbar. Oder im Nicht-Jägerlatein: Quod esset demonstrandum.

Einzelschütze aus Furnierholz und Baumwolle schimmern im Morgenlicht

28/02/24 | Stadtrand Baden-Baden, Nordschwarzwald, BW | 288 Meter ü. M. | 14°, sehr lind

Projektwoche 7. Auch diese Buche verliert heut' ihre Äste auf den ersten Metern ihres Stammes. Sie steht am Waldrand einer Lichtung, die stetig kleiner wird. Sie verbuscht vom Rand her, wo die jährliche Mahd schwierig wird, wegen tiefhängender und in die Lichtung hineinwachsender Äste. Und wo nicht gemäht wird, wächst Hasel, Birke, Ginster - alles was die Baumartenvielfalt hergibt. Die Lichtung ist erhaltenswert, denn Strukturvielfalt sorgt für Artenvielfalt. Gerade auch im waldreichen Schwarzwald. Der Freiwilligentrupp macht deshalb einmal die große Lichtungsrunde und verwandelt den Gehölzschnitt sogleich in Dreierlei: Brennholz aus Stammholz, Gehäckseltes aus Geäst, das der Häcksler sogleich in den Wald hinheinbläst sowie Totholzinseln aus Allerlei. Für Reptilien, Kleinsäuger und was sonst noch so Unterschlupf sucht. Und zum Schluß gibt es noch bunte Stangen als Markierung an den zurückbleibenden Wurzelstöcken. Hier wird die Fräse fräsen damit das Mähwerk mähen kann.

Freiwillige sägt am Ast, vor dem sie steht

28/02/24 | Südliche Dünenheide, Insel Hiddensee, MV | 1,60 Meter ü. M. | 5°, Käferwetter

Projektwoche 03. Während der Pflege der Dünenheide auf Hiddensee taucht plötzlich ein Promi auf. Wahrscheinlich hat ihn die Arbeit der Freiwilligen aus seiner Erdhöhle gelockt. Typhaeus Typhoeus, bekannt als Stierkäfer, Koprophage, Mistkäfer und amtierendes Insekt des Jahres. Der sandige Inselheideboden ist optimaler Wohnort für ihn. Hier kann er seine langen Röhren und Kammern anlegen, in die er die Köttel von Reh oder Kaninchen (Er mag nur Kot von Pflanzenfressern) hineinschafft. Nahrung für seine Nachkommen. Dank der Ausscheidungen von Säugetieren gedeiht dort unten neues Leben. Der dreifach gehörnte Käfer (nur die Männchen) fasziniert sofort durch seine mistige Lebensweise und schillernde Schöheit. Ihn live und im natürlichen Lebensraum zu beobachten: Krönung der Woche.

Ein Stierkäfer vor dem kreisrunden Loch in seine Erdhöhle

20/02/24 | Zwischen Kloster und Südspitze, Insel Hiddensee, MV | 1 Meter ü. M. | 6°, wolkig

Projektwoche 02. Auf dem Highway gen Süden. Zur Arbeit, mit Leihrädern, ergänzt um zwei E-Bikes mit Hänger für Werkzeug und Verpflegung. So geht's in die Heide. Täglich sechs Kilometer ein Weg, halbe Stunde Tretzeit, je nach Windstärke und -richtung. Gut 20% der Bundesdeutschen nutzen ihr Rad, um zur Arbeit zu gelangen. Auf Hiddensee sind es deutlich mehr, denn: „Auf Hiddensee ist privater Autoverkehr nicht erlaubt.“ Und das schon seit Menschengedenken. Gut, dass es schön flach ist. Wie auch die Heidelandschaft, der Arbeitsplatz. Die soll wieder gehölzfreier werden. Traubenkirschen (die Spätblühenden), Birken und Kiefern werden entnommen. Mitsamt Wurzel, wenn Stockausschlag droht. Ein Korridor wird freigemacht, zur Verbindung von örtlichem Naturschutzgebiet und Nationalparkfläche. Biotopvernetzung. So geht es die ganze Woche. Arbeitsalltag mit Rad und Heide.

Per Velo in die Heide

16/02/24 | Gunzenhausen, fränkisches Seenland, BY | 406 Meter ü. M. | bis 15°, teils sonnig

Projektwoche 04. Nanu. Was blüht denn da schon? Die Taubnessel oder der schöne Gundermann? Laut Bestimmungsbuch (veraltet, von 2008) sollten beide ab März bzw. April blühen. Bei länger ausbleibendem Frost blühen sie aber jetzt auch im kalendarischen Winter. Frühlingsgefühle Mitte Februar. Die Natur passt sich dem Klima an. Auch Thema der Woche in der Kulturpflegearbeit. Der Standort wird wärmer und trockener. Angesagte Zukunftsstrategie: Baumartenvielfalt. Mischwuchsregulierung zugunsten der Eiche, der das künftige Klima zupasskommt. Doch noch kann sie sich nicht alleine gegen Buche und Hainbuche durchsetzen. Die Freiwilligen helfen ihr dabei. Auch bei der Pflanzung wird das künftige Klima antizipiert. Baumartenvielfalt sorgt für Resilienz der künftigen Baumbestände. Zu pflanzende Vogelkirschen und Hainbuchen sind ein Bestandteil davon.

Freiwillige findet Gundermann

14/02/24 | Zwischen Kloster und Dornbusch, Insel Hiddensee, MV | 36 Meter ü. M. | 7°, trüb

Projektwoche 01. Saisonstart für blühende Landschaften. Die Freiwilligen müssen Kaninchen ersetzen. Neben Frostperioden und Beweidung hielten sie früher den Besenginster aka Brambusch im Zaum. Dann kam die Kaninchenpest und die Klimakrise. Auch die Beweidung entfiel, Unternutzung! Der Ginsterbewuchs wurde zu dichtem Bestand. Mit zwei Wochen Blütezeit. Und das alles auf dem artenreichen Trockenrasen, der von Frühjahr bis Herbst Blühendes hervorbringt. Nun müssen Angusrinder ran (werden dann zu Öhe- bzw. Dornbusch-Burgern). Beweidung ist ihr Job. Zuvor Entbrambuschung, maschinell und im Nachgang durch Freiwilligenhand. Mit Säge und Astscheren. 30 Hektar werden ginsterfrei. Der Dornbusch wird wieder Blütenland.

Rodung Ginsterwald mit Blick auf den Bessin

03/02/24 | Wildflecken, Südliche Rhön, BY | 525 Meter ü. M. | 4°, garstig-nass

Mega-Team 2024

Jahresteamtreffen XXL. Manche sind grau geworden, andere ruhiger und reifer, wieder andere werden Eltern. Einzelne gehen nun andere Wege, mehrere sind neu hinzugekommen, viele einfach geblieben. Die Bergwaldprojektfamilie entwickelt sich. In allen Teilen und als Ganzes. Junior-Projektleiterinnen, Premierenköche und andere Frischlinge bringen neuen Schwung, hinterfragen Altgewohntes. Alte Hasen hinterfragen neue Phrasen. Aktuelles Wissen, konkrete Planung und sich vertiefende Beziehungen schaffen Verbindungen. Das sich neu zusammen- und erfinden ist 48-stündiger Dauerprozess. Eingebettet in vegane Vorzeigekulinarik mit Tortenbeigabe, Moorreaktor-Performance und Rhönspaziergang im Niesel. 127 Charaktere sind nun das neue Mega-Team.

Mega-Team 2024

27/01/24 |Veitshöchheim, Unterfranken, BY | 170 Meter ü. M. | Sonne, 5°

„Veits“ scheint kurzfristig neuer Einsatzort fürs Bergwaldprojekt e.V. geworden. Nun zumindest schon das zweite Wochenende in Folge: Fort- und Weiterbildung hier. Diesmal für die neuen Projektleiter*innen. Trotz Bahnstreiks fast alle angekommen. Heute und morgen: Reflexion, Austausch, kollegiale Beratung, Feedback, Waldschul- und Moor-Input, Achtsamkeit, zusammen kochen, vegane Schnitzeljagd, Werkzeughandhabung anhand im Wald gefundener Gegenstände, Wie-drehe-ich-eine-Plane-um-wenn-alle-darauf-stehen. Und noch viel mehr Wissenswertes zur Vorbereitung auf eine neue erfolgreiche, spaßige Saison. Freun wir uns drauf.

Menschen stehen auf einer Plane im Wald

20/01/24 | geografischer Mittelpunkt der EU, Veitshöchheim, BY | 170 Meter ü. M. | Schnee, -2°

Waldschultraining. Projektwochenpause heißt auch: Zeit für Fort- und Weiterbildung. Während der verschlafene Ort Veitshöchheim in zwei Wochen mit der traditionellen „Fastnacht in Franken“ wieder zu zweifelhaftem Ruhm gelangt, dreht sich hier dieses Wochenende alles um die Waldschule und ihre neuen Gruppenleitenden. In sinnvoll-geregelten Bahnen. Die Unterkunft mit offener Show-Küche und eigens engagiertem Bergwaldprojekt-Show-Koch gefällt schonmal: Genug Platz für 25 Wissbegierige, Flipcharts, Moderationskoffer und genug Raum für Bildung für nachhaltige Entwicklung, Ablauf einer Waldschulwoche, Besonderheiten, Rolle der Gruppenleitenden, rechtliche Fragen, Waldwissen. Und so auch der aktuell schneeweiße Winterwunderwald. Mit viel Raum für Knospenbestimmung im Winter, Habitatbaum-Suchen und Schneeballschlachten. Bei der Verabschiedung schauen alle frohen Mutes auf ihren ersten Einsatz in der Waldschule. Mit Schneeresten im Haar.

Menschen im Wald spielen ein Spiel bei Schnee

KEIMRUHE | Buchpause | Kohei Saito: Systemsturz - Der Sieg der Natur über den Kapitalismus

Wer klar bei Verstand ist ahnt es schon länger: Klimaschutzziele und Wirtschaftswachstum sind nicht vereinbar. Mit dem Kapitalismus lässt sich nicht die von ihm verursachte Klimakrise bekämpfen. Selbst wenn er als Green New Deal daherkommt. Auch die Idee der Entkopplung von Wirtschaftswachstum und CO2-Emissionen zeugt nach Meinung des japanischen Philosophen Kohei Saito von Realitätsverlust. Daher weckt der 36-jährige Marx-Forscher den „schlummernden Marx“, um mittels des Kommunismus die Verwüstung der Erde durch das Kapital zu beenden. Der einzige Ausweg aus Barbarei oder totalitären Systemen infolge der Klimakrise nennt sich „DEGROWTH-KOMMUNISMUS“. Ihn hat Saito im eher unbekannten Spätwerk Marx' entdeckt. Gemeineigentum, Entschleunigung und stationäre Wirtschaftskreisläufe sind prägend und sollen den „Riss im Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur reparieren“. Die Überwindung des Kapitalismus wird flankiert von einer „Neuausrichtung der Demokratie“ und der „Dekarbonisierung der Gesellschaft“. [Ein Leuchtturm dazu findet Saito bereits in Barcelona.] Die Hoffnung auf diese Gesellschaftsordnung als Lösung der dräuenden Klimakatastrophe ist größer als die alte Angst vor dem Kommunismus, der Platz in Bestsellerlisten logische Bestätigung für diesen überwiegend verständlichen und wichtigen Debattenbeitrag.

Das neue Werk zum ollen Marx: Der Bestseller von Saito
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