Moor
muss nass
Moore verbinden die Elemente: Auf faszinierende Weise sind sie Wasser und Land zugleich. Sie entstehen dort, wo der Boden ganzjährig nass ist. Die meisten Moore in Deutschland sind Landnutzungsänderungen zum Opfer gefallen und werden heute als Maisacker oder Fichtenplantage genutzt. Damit verlieren sie ihre wichtigen Funktionen als Lebensraum, Puffer für den Landschaftswasserhaushalt und Speicher für klimaschädliche Treibhausgase.
Entstehung und Zerstörung der Moore
Moore sind als dauerhaft vernässte Feuchtbiotope Lebensraum von Moosen, insbesondere Torfmoosen, Sauergrasgewächsen und Zwergsträuchern. Abgestorbene Pflanzenteile werden in den sauerstoffarmen nassen Böden nicht zersetzt, sondern als Torf abgelagert. Über viele Jahrtausende entsteht so der für Moore charakteristische, wassergesättigte Torfkörper, der bis zu 95 % aus Wasser besteht. Die Entwicklung der Moore begann bei uns am Ende der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren – hohe Niederschläge, kühles Klima und ein wasserstauender Untergrund sind günstige Startbedingungen.
Hauptmoorbildner sind die Torfmoose. Moore haben eine große Bedeutung für den Wasserrückhalt und den Klimaschutz. Weil organische Substanz sich nicht zersetzt, sind Moore nährstoffarm. Aufgrund dieser Extrembedingungen sind sie auch essenziell für die Arten- und Lebensraumvielfalt.
Lange Zeit wurden Moore von Menschen nicht genutzt. Sie waren schwierig zu passieren und wegen ihres niedrigen Nährstoffgehalts für Landwirtschaft wenig geeignet - sie galten als Unland. Vor Jahrhunderten begannen die Menschen dann aber, diese Landschaften zu kultivieren: Moore wurden trockengelegt, Platz für Siedlungsgebiete, Forst und Ackerflächen entstand.
Moore werden auch heute noch in allen Teilen der Welt genutzt, in Mitteleuropa sind infolgedessen weit über 90 % der Moore zerstört. Weltweit gehen Moore zehnmal schneller verloren, als sie wachsen. Hauptursache der Zerstörung ist die Land- und Forstwirtschaft – in Deutschland betrifft dies mehr als zwei Drittel der Moore. Moore werden zudem zur Gewinnung von Torf für Pflanzsubstrat, Brennstoff, Medizin und Kosmetikprodukte abgebaut. Noch heute bestehen viele Blumenerden aus Torf und fast alles Gemüse wird auf torfhaltigen Substraten gezogen.
Funktionen der Moore
Klimaschutz: Weltweit speichern Moore doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder dieser Erde zusammen, obwohl sie nur 3 % der globalen Landfläche einnehmen. Intakte Moore wachsen langsam und speichern in ihrem Torkörper große Mengen Kohlenstoff. Durch die Entwässerung von Mooren setzt die Mineralisierung ein, wodurch der Torf zersetzt wird. Dabei werden riesige Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen, besonders CO2 und Lachgas, freigesetzt. Trockengelegte Moore sind für etwa 7 % der Emissionen in Deutschland verantwortlich. Deshalb werden heute trockengelegte Moore wiedervernässt, um ihre wertvolle Senkenwirkung dauerhaft zu erhalten.
Wasserrückhalt, Nähr- und Schadstoffspeicher: Moore können durch die Quellfähigkeit der Torfschichten große Wassermengen speichern. Sie nehmen Niederschlagsspitzen auf und geben diese durch langsame Abflüsse und permanente Verdunstung an die umgebende Landschaft ab. Die Verzögerung im Abfluss vermindert die Bildung von Hochwassern. Moore regulieren nicht nur den Wasserhaushalt und klimatisieren die Landschaft, sondern verbessern auch die Wasserqualität. Sie entziehen dem durchströmenden Grund- und Oberflächenwasser Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor sowie Schadstoffe wie Blei, Kupfer u. a. und lagern diese in den Torfschichten ein.
Schutz der Biodiversität: Intakte naturnahe Moore bieten durch ihre große Strukturvielfalt Lebensraum für hochspezialisierte und oft gefährderte Tier- und Pflanzenarten. Neben wiesenbrühtenden Vogelarten leben im Moor seltene Amphibien, Schmetterlinge und viele Pflanzen, die sich an die Nährstoffarmut angepasst haben wie z. B. das Sumpfblauauge, der Sonnentau und der Moorfrosch.
Renaturierung
Entwässerte Moorflächen werden heute in Deutschland in vielen Regionen wiedervernässt, um ihre vielfältigen Funktionen wieder herzustellen. Mit der Erhöhung des Grundwasserstands wird die Renaturierung eingeleitet. Die klimawirksamen Ausgasungen (CO2, Methan und Lachgas) aus dem mineralisierenden Torfkörper werden beendet, innerhalb von drei Jahren nach der Wiedervernässung kann ein Moor von einer Treibhausgasquelle wieder zu einer -senke werden. Die Funktionen als Lebensraum, Wasserspeicher und Kohlenstoffsenke stellt das Moor selbst wieder her.
Bei der Wiedervernässung wird der schnelle und direkte Abfluss aus Entwässerungsgräben mit Holzbauwerken verschlossen und durch Verfüllung der Gräben dauerhaft verzögert. Im nassen Milieu siedelt sich potenziell natürliche Vegetation wieder an und die Moorentwicklung kann von Neuem beginnen.