Wasser­krise

Dürre und Überschwemmung

Der verschwenderische Umgang von Industrie, Landwirtschaft und privaten Haushalten mit Wasser verstärkt in Trockenperioden dessen Verknappung. Der indirekte Wasserverbrauch pro Kopf liegt in Deutschland bei 7.200 Litern am Tag. Starkregenereignisse mit folgenschweren Überschwemmungen wie im Ahrtal 2021 und in Niedersachsen zum Jahreswechsel 2023/2024 weisen auf die strukturellen Schäden an den Wasserkreisläufen hin. Großflächige Versiegelung, Flussbegradigungen, fehlende Verdunstungselemente in der Agrarlandschaft, degradierte Ökosysteme und Böden sowie der Verlust der Pufferfunktionen zum Wasserrückhalt in Wäldern und Mooren verschärfen das Ausmaß der Wasserkrise.

Wasser und Klima

Die Summe der weltweit durch Niederschlag, Verdunstung und Abfluss bedingten Wassertransporte über Land und Ozeanen wird als globaler Wasserkreislauf bezeichnet. Über den Ozeanen überwiegt die Verdunstung die Niederschläge. Über dem Land ist es anders herum. Der Ausgleich erfolgt über Luftströmungen, mit denen Wasserdampf von den Ozeanen in Richtung Land bewegt wird, und über den Abfluss des Niederschlagsüberschusses vom Land über Flüsse und Grundwasser in die Ozeane. Der Umfang der Verdunstung wird maßgeblich von der Lufttemperatur beeinflusst: Mit steigenden Temperaturen nimmt die Verdunstung zu. Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur als Folge der menschengemachten Klimakrise beschleunigt den globalen Wasserkreislauf. Höhere Temperaturen verursachen eine höhere Verdunstung. Das führt zu mehr Wasserdampf in der Atmosphäre, verstärkt Dürreperioden und steigert die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen wie Starkniederschlägen und Stürmen.

Aus dem Gleichgewicht

Die Ökosysteme geraten durch die Extremwetterereignisse unter Druck: Wo in den oberen Bodenschichten kein Wasser ist, kann nichts wachsen. Ernteausfälle und Vitalitätsverluste sind die Folge. Fast 6 % der Waldfläche sind in Deutschland in den letzten 5 Jahren als direkte Folge der Dürre abgestorben. Auffällig ist, dass davon vor allem standortsfremde Nadelholzmonokulturen aus Fichten und Kiefern betroffen waren. Problematisch ist, dass diese Entwicklung einer sich selbst verstärkenden Dynamik folgt, denn Wälder sind unsere größten Süßwasserspeicher. 70 % unserer Wasserschutzgebiete liegen im Wald. Intakte Wälder sind wie ein Schwamm, sie schützen die Böden vor direkter Sonneneinstrahlung, bremsen so deren Austrocknung und helfen dabei, das Wasser länger in der Landschaft zu halten. Während es auf Freiflächen bei Starkregenfällen zu hohem Oberflächenabfluss kommt, können Wälder diese Hochwasserspitzen abfedern. Auch Moor- und Feuchtgebiete sind von der Trockenheit betroffen. Erhöhte Verdunstung führt zu einem Absinken des Wasserspiegels, Abbau trockengelegter Biomasse und erhöhten Ausstoß von Methan, welches als klimawirksames Gas in der Atmosphäre den Treibhauseffekt weiter beschleunigt.

Ökologische Transformation

Die Wechselwirkungen zwischen globalen Klimafaktoren und Wasserkreisläufen zeigt die Notwendigkeit zur Vermeidung und Reduktion klimawirksamer Emissionen. Die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens müssen erreicht werden, wenn wir zukünftig die Ausbreitungen von Dürren und Überschwemmungen abmildern wollen. Die bereits in Gang gesetzten Dynamiken sind für Jahrhunderte nicht mehr umkehrbar. Intakte Ökosysteme sind unsere wichtigsten Verbündeten bei dieser Herausforderung. Insbesondere alte und strukturreiche Laubmischwälder sind ein natürlicher Hochwasserschutz und generieren hochwertiges Trinkwasser. Ausschlaggebend dafür ist der durch den Laubabwurf gebildete humusreiche Boden, der sowohl Wasser- als auch Kohlenstoffspeicher ist. 
Ebenso bedeutend für den Landschaftswasserhaushalt sind auch die Moore, welche infolge der Nutzbarmachung von Landfläche für landwirtschaftliche Zwecke häufig von Entwässerungsinfrastruktur durchsetzt sind. Der Rückbau dieser Strukturen geht einher mit einem Anstieg des Wasserspiegels und führt zu einer Reduktion von Methanemissionen sowie zum Verbleib von Wasser in der Landschaft. 
Ebenfalls unausweichlich ist die ökologische Transformation der Landwirtschaft. Ziele sind die Förderung bodenschonender Anbaupraktiken und die Wiederherstellung von Strukturelementen wie Hecken, welche Bodenerosion durch Oberflächenabfluss und Wind reduzieren. Systeme, welche Wald- und Feldelemente kombinieren (Agroforstsysteme), bieten dafür die besten Voraussetzungen.
Darüber hinaus ist es wichtig, Gesellschaft und Politik für das Thema Wasserkrise zu sensibilisieren. Die Verabschiedung der nationalen Wasserstrategie im Frühjahr 2023 ist ein erster Schritt. 

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