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1. Oktober 2024 - Wissen & Aktuelles

Faktencheck Artenvielfalt

Der Verlust der Biodiversität mit all ihren Facetten wurde im IPBES-Bericht von 2019 international offenbar. Der Bericht warnte, dass durch das weltweite Aussterben von etwa einer Million Tier-Pflanzenarten nicht nur die Vielfalt des Lebens auf der Erde schwindet, sondern auch die Ökosystemleistungen der Natur wie Nahrung, Wasser, saubere Luft und die Regulierung des Klimas in Gefahr sind. Der Bericht tat offiziell seine Wirkung: politische Strategien wie CBD, EU-Strategie, Nationale Strategie führten schließlich im Juli 2024 zur Verordnung zur Wiederherstellung der Natur. Alles gut also? Mitnichten! Anspruch und Wirklichkeit im Schutz der Artenvielfalt klaffen leider weiterhin auseinander.

Dies zeigt der Faktencheck Artenvielfalt, den 150 Autorinnen und Autoren zum Stand des Wissens zur Biodiversität im Agrar- und Offenland, im Wald, in Binnengewässern und Auen, Küsten und Küstengewässern sowie im städtischen Raum für Deutschland erstellt haben. Erstmals wurden auch die Bodenökosysteme ausführlich untersucht. Der tausendseitige Bericht ist nicht nur eine umfassende Datenerhebung, sondern auch eine tiefgehende Analyse zu den Ursachen des meist unbemerkten flächigen Sterbens. 

Von den 72.000 einheimischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten wurden 30.000 auf Ihre Gefährdung hin untersucht. Beinahe ein Drittel der in den Roten Listen bewerteten Arten sind vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Das betrifft auch 41% der untersuchten Säugetierarten und 43% der bewerteten Vogelspezies.

Diese Zahlen sind extrem alarmierend, denn sie zeigen auf, dass die Grundlagen unseres Lebens erodieren. Die Ausräumung der Landschaft, die immer noch massive Einbringung von Insektiziden und Fungiziden in der Landwirtschaft sowie schwindende labile und standortsfremde Wälder, die ihre Ökosystemleistungen kaum noch erfüllen können, sind die Hauptursachen. 

Der Faktencheck trägt die Erfolge und Misserfolge von Naturschutzmaßnahmen zusammen und zeigt damit Wege auf, wie die Wiederherstellung der Ökosysteme gelingen kann. Damit werden Umsetzungsdefizite aufgezeigt und die dringend nötige ökologische und soziale Transformation beschleunigt. Hierzu können alle gesellschaftlichen Kräfte, jeder Einzelne und jedes Unternehmen einen wertvollen Beitrag leisten, indem man sich der Uniformität der Mährobotergärten entzieht, den Insekten und Vögeln mit naturnahen Gärten eine Heimat gibt und unsere Arbeit beim Bergwaldprojekt mit gemeinsamen Einsätzen auf Basis der EU- Taxonomie zur Wiederherstellung der Ökosysteme unterstützt.

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