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11. Oktober 2024 - Wissen & Aktuelles

Vierte Bundeswaldinventur

Inventuren haben den Vorteil, dass sie evidenzbasiert sind. Gerüchte, Vermutungen und Behauptungen werden durch sie entweder bestätigt oder widerlegt. Nun ist die vierte Bundeswaldinventur veröffentlicht. Im aufgeheizten Streit um eine Novelle des Bundeswaldgesetzes liefert sie neue und valide Informationen zum Zustand der Waldökosysteme in Deutschland.

Die gute Nachricht: Die Waldfläche hat im Vergleich zur letzten Erhebung in 2012 um 15.000 ha zugenommen und der Anteil der Laubbäume um 7% und auch die Strukturvielfalt in den Waldbeständen hat sich signifikant erhöht.

Die schlechte Nachricht der Inventur ist, dass die Bestände im Unterschied zu 2012 ihre Kohlenstoffsenkenwirkung verloren haben. Der Wald ist nunmehr eine CO2-Quelle! Hintergrund dafür sind die Folgen der fortschreitenden Klimakatastrophe mit Dürre-, Sturm- und Borkenkäferschäden aber auch oft ein Schadflächenmanagement, welches die massiven Nachteile der Flächenräumungen mit den Folgen von verstärkter Treibhausausgasung, starkem Humusschwund, Kälte, Hitze und erheblicher Schalenwildvermehrung auf den Kalamitätsflächen zu wenig berücksichtigt hat. 500.000 ha Waldfläche sind dadurch verloren gegangen (Stand 2022). Die Klimakatastrophe wird weiter gehen und Dürren, Stürme und Starkregenereignisse werden an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Fortschreitende Schäden, auch an den Hoffnungsträgern des naturnahen Waldumbaus, nicht nur bei der Esche (Eschentriebsterben), sondern auch an Buchen (Hitze und Dürre) und dem Bergahorn (Rindenrußkrankheit), deuten darauf hin.

Aus den Ergebnissen der Bundeswaldinventur wird offensichtlich, dass alle gesellschaftlich Beteiligten gemeinsam Lösungen finden müssen und extreme Positionen wie „Hände weg vom Waldgesetz“ noch eine „1000seitige Ausführungsverordnung für eine ökologische Waldbehandlung“ zu einer soliden Problemlösung für die notwendige und praxisnahe Waldgesetzverbesserung führen.

Um die Waldökosysteme und damit unserer Lebensgrundlagen zu erhalten, ist es entscheidend, deren Resilienz zu erhöhen. Wege dorthin sind z.B.
> die notwendige Erhöhung der Artenvielfalt über den naturnahen Waldumbau sowie einer artenreichen Wiederbewaldung,
> eine bodenschonende Holzbringung, die sich vom Primat der 20 Meter-Rückegassen verabschiedet (massive Belastung der Böden und erheblicher Holzbodenverlust),
> eine ökologische Bejagung der Wälder, die endlich das Aufwachsen der Mischwaldbaumarten ohne Zaun ermöglicht,
> ein sensibles Schadflächenmanagement mit der Belassung von mindestens 30% der abgestorbenen Bestände, um Wasserrückhalt und Humuserhalt zu ermöglichen
> und eine extensivere Holznutzung mit Kronenschlusswahrung, um die Bestandesinnentemperaturen zu senken, die Funktion der Kühlung in der Landschaft zu erhalten und damit langfristig auch eine nachhaltige Holzernte zu sichern.

Die Stärkung der Waldökosysteme können aber nur Früchte tragen, wenn wir unseren Lebensstil dekarbonisieren. Geschieht dies nicht oder zu langsam, werden die Wälder weiter schwinden.

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