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17. Januar 2025 - Wissen & Aktuelles

Ein Maler als Zeitzeuge des Waldumbaus

Steile These? CASPAR DAVID FRIEDRICHS falsch bezeichnetes Gemälde „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ aus dem Jahr 1818 (DIE Ikone der deutschen Romantik) zeigt in seinem grünen Rock einen westfälischen FORSTMANN, der in die Zukunft des deutschen Waldes blickt und: nur Nebel sieht. So spekuliert Wilhelm Bode, selbst ehemaliger Forstmann, und deutet das Gemälde als dunkle Ahnung für das Grauen, das fortan dem deutschen Wald blüht.

Bode findet für sein Buch „Waldendzeit“ in vielen Bildern Friedrichs (und ein paar anderer Maler) die Ergebnisse neuer, auf stetigen und raschen Holzertrag ausgerichteter Waldbaukonzepte, die sich nach den napoleonischen Kriegen breit machen - auf Kosten der letzten Naturwälder und der Baumartenvielfalt. 

Nicht mit den Augen der Kunstkritik betrachtet, sind die Gemälde Zeitzeugen forstgeschichtlicher und waldökologischer Geschichte, die in den aktuellen Hochrisikoflächen für Waldbrand und „Forstmeister Sturm" endet. 

Friedrich dokumentiert die beginnende Verfichtung Deutschlands, zeigt Folgen von Kahlschlägen, Monokulturen und zu hoher Wilddichten (durchsichtige Buchenwälder) - so Bode.

Ein erfrischender, gehaltvoller und süffig geschriebener Ansatz zur geschichtlichen Erklärung und Einordnung der aktuell sichtbaren Waldbaumisere. Was mit Blick in die nahe Zukunft zu tun ist, ist für Forstmann Bode übrigens unzweifelhaft: kahlschlagsfreie „Dauerwälder sind eine nationale Bringschuld.“
 

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